Wandelkonzert im Skulpturenpark begeistert
Im Rahmen von Klangart zog ein besonderer Musikgenuss Besucher in den Park.
Wuppertal. Es ist eigentlich alles wie immer, wenn man durch den Skulpturenpark Waldfrieden schlendert oder auf einer Bank Platz nimmt. Eifrig wird fotografiert, man schwärmt über das tolle Ambiente, die Vögel zwitschern ausgelassen. Es ist frühlingshaft warm, bewölkt. Etwas Donnergrollen ist nur leere Drohung. Nur ein paar unwesentliche Störgeräusche kommen von ganz oben, über den Wolken, wo sich die Einflugschneise zum Düsseldorfer Flughafen befindet. Ein herrliches Idyll zum Relaxen breitet sich vor einem aus.
Auf einmal werden diejenigen, die davon nichts wussten, stutzig: Wer kommt denn da auf einmal aus der Villa Waldfrieden? Drei asiatische Damen in bunt schillernden Trachten steigen die Wiese hinan und stellen sich neben einer Plastik von Henry Moore auf. Hinzu gesellen sich eine Geigerin und eine Akkordeonistin. Nichts wie hin.
Das gemähte Grün füllt sich, Sitzgelegenheiten fristen nun ein einsames Dasein weiter unten. Dann kommen aus den Kehlen der drei Schwestern Badamkhand (Baaka) Samdandamba, Badamkhorol (Baadma) Samdandamba und Bat-Otgon (Otgoo) Samdandamba wohl den meisten Besuchern wohl noch nie zu Ohren gekommene exotische Gesänge. „Urtiin Duu“ heißt der Stil. Es ist ein typischer Kehlkopfgesang der Frauen aus der Mongolei, von der Unesco als Weltkulturerbe eingestuft.
Die Wuppertaler Musikerinnen Gunda Gottschalk (Geige) und Ute Völker (Akkordeon) aus der Szene der improvisierten Musik lassen sich darauf ein, nehmen die fremden Weisen auf, spinnen sie weiter, verfremden sie.
Dann verschwinden die Geschwister, von denen Baadma das Mongolei-Zentrum in Freiburg im Breisgau leitet, nach oben. Völker und Gottschalk kommen nacheinander hinterher.
Eine kurze Soloeinlage Völkers im Wald vor einer weiteren Plastik schließt sich an. Anschließend, auf der sich dahinter befindenden Lichtung, kommt der alleinige Gesangsauftritt des fernöstlichen Trios mit einer Pferdekopfgeige als Begleitinstrument, gefolgt von einem undefinierbaren Palaver der Drei, einhergehend mit instrumentalen Kommentaren.
Weiter geht es in unterschiedlichen Formationen — auf einer Bank, von Plastik zu Plastik. „Von Gräsern und Wolken“ lautet das knapp einstündige Happening im Rahmen der Jazzreihe „Klangart“.
Der Titel passt, geht es doch bei dieser Kehlkopf-Gesangstechnik inhaltlich um die Weite der mongolischen Steppe, die Sitten und Gebräuchen der dort lebenden Nomaden. Man versteht natürlich kein einziges Wort.
Trotzdem betören die exotischen Stimmen. Denn die Weisen vermitteln auch rein akustisch die Weite der Natur und die Bräuche der Bevölkerung des flächenmäßig zweitgrößten Binnenstaates der Welt sehr aussagekräftig. Hinzu kommen zwei Instrumentalistinnen, die sich intensiv mit dieser Kultur beschäftigen und musikalisch höchst sensibel damit umgehen. Allmählich geht es gemütlich zurück zur Villa Waldfrieden, wo man bereits vom intensiven Sologesang einer der Samdandambas empfangen wird.
Die beiden anderen Schwestern gesellen sich hinzu, bezaubern erneut, worauf es schließlich ein kongeniales Finale im Quintett gibt.
Fast alle — ganz wenige Parkbesucher zeigten sich nur für kurze Zeit neugierig — zog dieses Wandelkonzert in seinen Bann, sie begleiteten die fünf Künstler gebührend mit reichlich Szenenapplaus.