Auszeichnung Erster Platz für Döppersberg in Wuppertal
Umgestaltung des Döppersbergs setzt sich in Berlin gegen 76 Städte aus dem In- und Ausland durch.
Wuppertal hat das schönste Bahnhofsumfeld. Und das ganz offiziell. Bei dem internationalen Städtekongress, den die ECE-Unternehmensstiftung jetzt in Berlin ausgerichtet hat, wurde am Mittwochabend der Gewinner verkündet: Wuppertal hat den ersten Platz gewonnen. Ausgelobt war die mit 15 000 Euro dotierte Auszeichnung der Stiftung „Lebendige Stadt“ für das „schönste Bahnhofsumfeld“.
Bau- und Verkehrsdezernent Frank Meyer, der gemeinsam mit der verantwortlichen Architektin Irene Baumbusch in Berlin war, freute sich riesig: „Der erste Preis ist eine großartige Auszeichnung für ein Projekt, das städtebaulich und verkehrlich wirklich eine gewaltige Herausforderung war und heute so positiv angenommen wird.“
Und tatsächlich: Wer ein paar Jahre nicht in Wuppertal war – und jetzt am Hauptbahnhof aussteigt, wird sich die Augen reiben. Denn früher waren Fußgänger gezwungen, durch einen schmalen, eher düsteren und stinkenden Tunnel zum Hauptbahnhof zu laufen – wenig liebevoll in Wuppertal auch Harnröhre genannt. Inzwischen bewegen sich Fußgänger auf einer offenen Fläche, die bis direkt zum Bahnhofsgelände führt.
Die Juroren betonten insbesondere, dass die Verantwortlichen eine komplette „Stadtreparatur“ gewagt hätten. 140 Millionen Euro wurden investiert. Dennoch gibt es noch und wieder einiges zu tun. An manchen Stellen ist der Naturstein bereits kaputt – und Passanten müssen mit Netzen vor herabfallenden Steinchen geschützt werden. Und auch die Renovierung des eigentlichen Bahnhofs durch die Deutsche Bahn lässt noch auf sich warten.
Dennoch überwiegt die Feierlaune: „Das ist traumhaft schön und bedeutet für uns als Stadtmarketing natürlich große Freude“, sagt beispielsweise Martin Bang, Geschäftsführer bei Wuppertal Marketing. „Da zeigt sich einfach, dass auch die Qualität des Ausbaus und die Großzügigkeit, mit der die Pläne gezeichnet wurden, eine Würdigung gefunden haben.“
Einer, der sich ganz besonders freut über die Auszeichnung, ist der frühere Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung: „Ich bin froh, dass wir diese großartige Idee umgesetzt haben. Ohne Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen und die damalige stabile Mehrheit aus CDU und SPD würde es den Döppersberg so heute nicht geben.“ Damals habe es regelrechte Kampagnen gegen den Umbau gegeben. Und der frühere Kämmerer Johannes Slawig sagt: „Bei einer solchen Würdigung kann man als Stadt nur stolz sein. Und es zeigt sich auch, dass ein solches Zukunftsprojekt auch gegen Widerstände wegen der hohen Kosten weitergeführt werden muss.“ Das Gleiche gelte für das Pina Bausch-Zentrum und für die Bundesgartenschau.
„Durch den Umbau ist der Döppersberg eine 1A-Lage“
Auch Hassan Aratbi ist froh über das Bahnhofsumfeld. „Früher haben Arbeitskollegen gerne mal gesagt, der Wuppertaler Bahnhof sei der hässlichste in ganz Deutschland. Das sagt heute niemand mehr. Mittlerweile ist es hier einfach schön“, sagt der 50-Jährige, der seit 40 Jahren in Wuppertal lebt. Und Patrick Vlatten, der aus Essen angereist ist, sagt: „Mir gefällt das Bahnhofsumfeld hier besonders, weil es so sauber und ordentlich ist und einen sicheren Eindruck vermittelt.“
Ibrahim Kilinc ist so etwas wie eine Institution auf dem Döppersberg. Schon 20 Jahre vor dem Umbau hat er an dem früheren Taxistand einen Kiosk betrieben. Heute hat er das charmante Café La Piazza, das nicht nur Kiosk ist, sondern auch türkisches Bistro. „Durch den Umbau ist der Döppersberg zu einer 1A-Lage geworden“, sagt er. Kilinc ist froh über das umgestaltete Bahnhofsumfeld. „Das Konzept hier ist einzigartig. Gäste kommen raus aus dem Bahnhof und haben diese Weite. Das lädt sehr in die Stadt ein.“ So etwas gebe es in Köln oder Düsseldorf nicht. „Da steht man dann gleich vor dem Taxistand.“
Andere, weniger erfreute Stimmen sind eher vereinzelt zu hören. Cäcilia Töpler sieht besonders kritisch, „dass die Fassadensteine bereits bröckeln, dass die Verkleidung unschön ist und alles verdreckt ist“. Besonders für Berufstätige sei es früher einfacher gewesen, sich mit Essen zu versorgen.