Gastbeitrag Familienärger und Nachbarschaftsstreit

Polizistin Nele Ernst hat Weihnachten zum ersten Mal im Dienst verbracht.

Nele Ernst ist seit Sommer dieses Jahres Polizistin in Wuppertal.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Weihnachtsfeiertage sind vergangen und ich habe sie das erste Mal ohne meine Familie und stattdessen mit meinen Kollegen im Dienst verbracht. An Heiligabend und am ersten Weihnachtstag hatte ich Nachtdienst. Das habe ich mir aber auch selbst so ausgesucht. Insgesamt war es in beiden Schichten eher ruhig, aber definitiv auch nicht langweilig!

An den Feiertagen stellt man sich bereits im Voraus auf Körperverletzungsdelikte und insbesondere häusliche Gewalt ein und so sollte es am ersten Weihnachtstag auch kommen. Eine häusliche Gewalt, bei der auch Kinder im Haus waren, war der herausragendste Einsatz. Ein Mann hat im Verlauf verbaler Streitigkeiten seine Lebenspartnerin geschlagen.

Diese stand weinend und zitternd vor meiner Kollegin und mir und äußerte mehrfach, dass dies noch nie vorgekommen sei und sie nun große Angst vor ihrem Mann habe. Die Kinder hörte man zwischendurch immer mal wieder aus dem Kinderzimmer weinen und schreien. Zum Schutz beider Beteiligter musste der Mann für zehn Tage die Wohnung verlassen – das ist bei den meisten häuslichen Gewalten eine Standardmaßnahme. Auf der Wache wurde dann die entsprechende Strafanzeige geschrieben.

Einen kuriosen Einsatz gab es auch: Im Rahmen von Nachbarschaftsstreitigkeiten haben sich zwei Hausbewohner gegenseitig vor die Wohnungstüren uriniert. Wie es so weit kommen konnte, haben sich meine Kollegin und ich im Nachhinein auch noch sehr lange gefragt. Eine plausible Antwort darauf haben wir übrigens bisher noch nicht gefunden.

Der Feierstimmung einer jungen Frau mussten wir am ersten Weihnachtstag leider einen Strich durch die Rechnung machen. Sie war zu betrunken, um in eine Diskothek zu kommen. In ihrem Zustand war es für sie nur schwer nachvollziehbar, dass das Sicherheitspersonal dort das Hausrecht ausübt und auch meine Kollegin und ich daran nichts ändern können. Da sie sich mit dem Sicherheitspersonal im Vorfeld bereits schon über einen längeren Zeitraum eine große Diskussion lieferte, erteilten wir ihr einen Platzverweis, dem sie dann auch nachkam.

Neben diesen Einsätzen gab es zudem „nachtdiensttypische“ Einsatzanlässe wie Ruhestörungen, eine Alarmauslösung, bei der es sich um einen Fehlalarm handelte, und verdächtige Personen, die sich dann häufig doch als unverdächtig herausstellen (zum Beispiel Briefausträger, die früh morgens mit einer Taschenlampe von Haustür zu Haustür gehen, was auf den einen oder anderen wachsamen Bürger vielleicht den falschen Eindruck macht). Aber, wie wir den Mitteilern gerne mit auf den Weg geben: Lieber einmal zu viel anrufen als einmal zu wenig!

Zwischen unseren Einsätzen haben wir auf der Wache gemeinsam gegessen und so unser Weihnachtsfest „gefeiert“.