Fast 90 000 Wuppertaler leben allein
Fast jeder vierte Wuppertaler führt einen Haushalt alleine. Unabhängig von der Altersgruppe nimmt die Zahl der Alleinlebenden zu.
Seit Jahren wächst die Zahl der Single-Haushalte. Fast jeder zweite in Wuppertal ist ein Einpersonenhaushalt. 2017 führt demnach jeder vierte Wuppertaler alleine seinen Haushalt. Die Großstadt Wuppertal weist mit mehr als 360 000 Einwohnern und mehr als 180 000 Privathaushalten mehr Einpersonenhaushalte auf als es sie in ländlichen Gegenden gibt. Wuppertal liegt mit 85 463 Einpersonenhaushalten (Stand Ende 2016) ebenso wie Düsseldorf, Bonn oder Köln deutlich über dem Landes- und Bundesdurchschnitt.
Für einen Schub hat in den vergangenen Jahren vor allem die Bergische Universität gesorgt. Dass die Studentenzahlen in wenigen Jahren von 13 000 auf 22 000 anstiegen, schlägt sich deutlich in der Statistik nieder. 8360 Personen unter 25 Jahren führten (Stand Ende 2016) einen Single-Haushalt. Das sind 1300 mehr als noch 2007.
Aktuellere Zahlen liegen nicht vor, weil der Zuzug von Flüchtlingen vor allem 2015/2016 statistische Sondereffekte mit sich brachte. „Bei vielen nach Wuppertal gezogenen Menschen war der Status aufgrund fehlender Unterlagen schwer zu bestimmen. In der Regel wurden sie erst einmal den Einpersonenhaushalten zugeordnet. Die Zahlen müssen nun abgeglichen und gegebenenfalls korrigiert werden. Das führt dazu, dass wir in Wuppertal im Vergleich von 2016 auf 2017 mit insgesamt 1500 Haushalten weniger rechnen“, erklärt Oliver Pfumfel, Leiter des Amtes für Statistik und Wahlen. An der grundlegenden Tendenz, dass der Anteil der Einpersonenhaushalte in der Stadt wächst, ändere dies aber nichts.
Bei dem Anstieg der Einpersonenhaushalte handelt es sich nicht nur um Single-Haushalte, die von jungen Alleinverdienern oder Studenten bewohnt werden. Im Gegenteil: Vor allem Menschen im Alter ab 65 Jahren und hier in der Mehrzahl Frauen führen ihren Haushalt oft alleine. 30 832 Einpersonenhaushalte mit Menschen im Alter ab 65 Jahren waren Ende 2016 registriert. Wobei die Statistik ausweist, dass der Anteil älterer und alleinlebender Menschen in den Quartieren am Stadtrand wie in Dönberg, Eckbusch, Siebeneick, Cronenberg-Mitte, Sudberg, Erbschlöe-Linde oder Nächstebreck-West besonders groß ist.
„Aus Familien-Haushalten werden Single-Haushalte, wenn die Kinder ausziehen und einer der Ehepartner stirbt. Wer als Witwer oder Witwe in einem Haus oder in einer Wohnung am Stadtrand zurückbleibt, steht zunehmend vor Versorgungsproblemen und weiteren Wegen bei der ärztlichen Versorgung“, sagt Sven MacDonald, Geschäftsführer der Wuppertaler Quartierentwicklungs GmbH und nennt Beispiele wie Eckbusch und Beyenburg. Die Stadtentwicklung müsse diesen Trends entgegenwirken. Beim Bau von Wohnungen gelte zudem, dass flexible Grundrisse flexiblere Wohnformen möglich machen. Dies sei der Vorteil eines Wohnhauses aus der Gründerzeit im Vergleich zum modernen Einfamilienhaus, wo Kinderzimmer nur als Kinderzimmer nutzbar seien.
Einen gesunden Mix aus Wohnungen für größere Familien und für Einpersonenhaushalte wünscht sich Baudezernent Frank Meyer im sozialen Wohnungsbau. „Die Stadt kann hier selbst nicht bauen, aber wir befinden uns ständig mit den Bauträgern im Gespräch und achten dabei darauf, dass nicht am Bedarf vorbei gebaut wird“, sagt Frank Meyer.