Ferienkracher: Wenn Flaschen zu geflügelten Raketen werden
Beim Ferienangebot musste der Nachwuchs handwerkliches Talent beweisen.
Wuppertal. „Ich glaube, der Bohrer ist stumpf“, sagt Mats Wanninger und schaut ungläubig auf das Loch in einer Holzplatte. Nur mit Mühe hat der 13-Jährige die kleine Öffnung in das viereckige Stück gebohrt. „Stimmt doch gar nicht — der sieht ganz schön spitz aus“, entgegnet Tischnachbar Philipp Budak (11). Der entpuppt sich als handwerkliches Talent: Blitzschnell tauscht er Säge gegen Schraubenzieher — auch die Halterung muss für den späteren Raketenstart sitzen.
„Das geht ab wie eine Rakete“: Auch zum zehnten Mal lockte der Ferienklassiker der Junior Uni an der Friedrich-Engels-Allee zahlreiche Nachwuchsastronauten an. Die mussten in den vergangenen Tagen nicht nur ihr handwerkliches Talent auf den Prüfstand stellen: Auch auf das Hintergrundwissen kommt es an, wenn die Flugkörper tatsächlich die Weiten des Himmels erobern sollen.
Das Konzept ist einfach: Wasser-Raketen werden auf Rampen gebaut, die aus Holz- und Aluminiumplatten bestehen. Damit auch die Flasche besonders abenteuerlich aussieht, bekommt die gleich ein paar Flügel verpasst. Ein halbierter Tennisball bildet schließlich den abgerundeten Kopf. Das hat nicht nur ästhetische Gründe: „Vorne muss die Flasche schwerer sein, damit die nicht gleich kaputt geht, wenn sie auf den Boden fällt“, erklärt Dozent Philip Richert (21). Seit fast drei Jahren leitet der Student für Maschinenbau den explosiven Ferienkurs.
Dabei steht ihm Kollege Stephan Rath (21) zur Seite, der jetzt Gartenschlauchdichtungen für die insgesamt 13 Teilnehmer parat hält. „Die funktionieren wie ein Ventil. So kann man die Rakete kontrolliert loslassen“, erläutert er. Denn sobald Luft in die mit Wasser befüllte Flasche eintritt, werden Naturgesetze wirksam: „Masse wird so schnell wie möglich nach hinten ausgestoßen. Durch den Luftdruck saust die Rakete nach oben“, sagt Richert.
„Ich brauche Hilfe“, wendet sich Dennis an die beiden Spezialisten. Im Eifer des Gefechts hat er glatt einen Arbeitsschritt vergessen. „Einige sind so motiviert, dass eigenständig weitergearbeitet wird. Das sollte natürlich nicht passieren“, erklärt Stephan Rath. Dass Schutzbrillen mit zum Prozedere gehören, ist allen klar: „So ist das eben, wenn man mit Werkzeugen arbeitet“, weiß der elfjährige Philipp und sagt: „Ich finde das alles ganz spannend. Vor allem, weil man am Ende sehen kann, ob die eigene Rakete tatsächlich funktioniert.“
Insgesamt für zwölf Stunden (drei Stunden pro Tag) haben die zehn- bis 14-Jährigen den Spielplatz gegen das Labor getauscht. „148 Kinder haben den Ferienkurs mittlerweile besucht“, sagt Biologin Ariane Staab von der Junior Uni. Außerdem gebe es beim Raketen-Bau einen doppelten Effekt: Einerseits gehe es um genaues Arbeiten und motorische Fertigkeiten. Der Spaß stehe jedoch ohne Zweifel an erster Stelle, sagt Kursleiter Rath.