Doppel-Vorführung im Wuppertal Institut und im Freibad Mirke Filmpremiere von „Oh Karl“ liefert ein Manifest fürs Klima

Wuppertal · Dieser 60-minütige Film ist nah dran an Friedrich Engels, wenngleich mit der Natur ein etwas anderes Thema im Fokus steht.

Csilla Letay und Heiner Mokroß (Vorstand des Fördervereins) und Frank N standen den Besuchern nach der Filmvorführung Rede und Antwort.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Einprägsame Bilder, klare Appelle: Die Premiere des Films „Oh Karl“ war ein einnehmender Beitrag zum Engelsjahr. Von Engels inspiriert, zeigten Filmemacher Frank N und Musiker Charles Petersohn im Wuppertal Institut und im Freibad Mirke ein starkes Manifest fürs Klima.

Die Dopplung der Premiere lag am coronabedingten Zuschauerlimit, und gute Gründe gab es für beide Orte. Das Institut an der Bundesallee mit seinem Fokus auf Umweltfragen war prädestiniert, doch auch das Clublokal des Bades eine bewusste Wahl: Das geplante Konzept als Naturbad setzt bei der Wasserqualität auf Nachhaltigkeit – mit fleißigen Mikroorganismen. Und: Im Förderverein ist Petersohn aktives Mitglied.

„Aktiv“: Das passt als Attribut zum ganzen Abend. Denn der Film bot Kunst mit entschiedenem Anliegen: Schau-Genuss, der nicht zu trennen war vom Klimaziel. Frank N reihte konsequent Bild auf Bild, straff getaktet, dazu Petersohns atmosphärischer Sound, wenig Melodie und noch weniger Worte. Das entwickelte einen „Flow“, einen gleichmäßigen Fluss, der zum entspannten Beobachten hätte verführen mögen - wäre da nicht die direkte Ansprache gewesen: Die träumerische Folge mündete in lange Statements von Rafael und Manuela, zwei jungen Leuten, die zum Klimawandel bekannten: „Ich habe Angst.“

Der Impuls zur Änderung ist ein Bezug zum rebellischen Engels

Der Impuls zur Änderung ist einer der Bezüge zum rebellischen Friedrich Engels. Den unmittelbaren bot eine Schrift des Geburtstagskindes: „Dialektik der Natur“. Darin nahm er laut Machern schon die Begrenztheit der Ressourcen in den Blick und mahnte: So kann es nicht weiter gehen. Frank N lieh im Film dem Revolutionär selbst die Stimme, und für ihn gab der Text überhaupt den fälligen Anknüpfungspunkt: „Ich hatte fürs Engelsjahr an einen Musikmix gedacht“, erinnert sich Petersohn, doch der Kollege habe moniert: „Das hat nichts mit Engels zu tun.“ Durch die Klima-Schrift änderte sich das.

„Dialektik“ also, These und Antithese, die zur Synthese führen: Man meint im Aufbau des Films dieses Modell zu erkennen. Zwei denkbar verschiedene Welten, zwar als Serie gestaltet, stehen sich schroff gegenüber: Zunächst Wasser, leinwandfüllend in Szene gesetzt – vom Tropfen bis zum Strom. Dann ohne Übergang eine hypermoderne Metropole in Draufsicht. Mikro- versus Makrokosmos, Urstoff gegen Moderne – in ihrer gewaltigen, ja gewaltsamen Form. Die Synthese, so scheint es, muss Klimakampf lauten.

Die Künstler selbst sprachen vorab vom Gegensatz zwischen „schöpferischer Natur und destruktiver Kultur“. „Fast meditativ“ freilich mag den Ansatz des Films nur begrenzt treffen, der kaum nach Kontemplation anmutete – so ästhetisch er auch daher kam. Das Kämpferische sprach undiplomatisch aus Frank N.s Äußerung nachher: „Hoffnung ist für Loser“ - das meinte nichts anderes als zum Tun zu animieren. Csilla Letay vom Vorstand des Fördervereins, die die Schlussrunde mit Heiner Mokroß moderierte, stieß sanfter ins gleiche Horn, was erfolgreichen Umweltschutz betrifft: „Es geht – aber es wird uns nicht geschenkt.“