Wuppertal Engelszentrum oder Mählersbeck - was kann Wuppertal sich leisten?

Der Stadt muss versuchen, beides zu finanzieren. Sonst sind Millionen von Euro in Gefahr.

Knackpunkt beim Historisches Zentrum ist der geplante Zwischenbau, einer der Kernpunkte des Engelszentrums.

Foto: Stadt Wuppertal

Kultur oder Freizeit — was kann Wuppertal sich noch leisten? Bei der Finanzierung des Engelszentrums könnte es auf eine Entscheidung gegen das Freibad Mählersbeck hinauslaufen. Das Entweder/Oder sei „nicht auszuschließen“, erklärte Stadtkämmerer Johannes Slawig gegenüber der WZ.

Dass die Stadt finanziell arg gebeutelt ist, das ist nicht neu. Dass eins der beiden Projekte, die zu den freiwilligen Leistungen zählen, durchfallen könnte, kommt jetzt jedoch überraschend. Grund sind vor allem die deutlich gestiegenen Kosten für den Verbindungsbau zwischen Engelshaus und dem Museum für Frühindustrialisierung. Die stünden, so Slawig, zwar noch nicht genau fest. Im Rathaus ist aktuell aber schon von insgesamt gut 14 Millionen Euro die Rede — vier Millionen Euro mehr als ursprünglich gerechnet, Geld, das die Stadt alleine tragen muss.

Bauboom und Baukostenindex setzen der Stadt zu

Bei der Sanierung des Freibades Mählersbeck geht die Stadt bislang von neun Millionen Euro aus. Auf keinen Fall mehr, sagt Slawig, wohlwissend, dass die ursprünglichen Pläne einmal elf Millionen Euro vorsahen. Doch oben drauf gibt es nichts mehr. Denn aktuell beliefen sich die Zusatzkosten für alle freiwilligen Leistungen der Stadt durch den Baukostenindex bereits auf 20 bis 25 Millionen Euro, sagt der Kämmerer.

Hans-Uwe Flunkert, Chef des städtischen Gebäudemanagements, geht bislang nicht von einem Entweder-Oder aus. „Davon habe ich noch nichts gehört“, sagt er. Richtig sei aber, dass die allgemeine Baukostensteigerung und der Bauboom an sich Städte wie Wuppertal vor Probleme stelle.

Davor warne er schon seit längerem. Die Auftragsbücher der Firmen seien voll, so Flunkert. Und gut die Hälfte der Projekte der Stadt laufe noch gut zwei bis drei Jahre. Es müssten Prioritäten gesetzt werden, „und zwar jetzt“, sagt der GMW-Chef. „Das ist die logische Konsequenz.“ Inzwischen hat die Verwaltung eine entsprechende Liste vorgelegt.

Dass das Engelszentrum nun vier Millionen Euro teurer werde, stimme so jedoch nicht. Zwei Millionen mehr seien von vornherein eingeplant und auch bekannt gewesen. Es gehe um Arbeiten, die im Zuge der Neugestaltung mitgemacht werden.

Doch auch, wenn es „nur“ zwei Millionen mehr sein sollten: Wo die herkommen sollen, steht noch nicht fest. Slawig hatte bereits im Mai erklärt, dass Wuppertal aktuell etwa 35 Millionen Euro in den Hochbau und 43 Millionen Euro in den Tiefbau steckt.

Fertigstellung des Verbindungsbaus erst 2021?

Engels’ Geburtstag ohne Engelszentrum? Servet Köksal, Wuppertals SPD-Chef, kann und will sich das nicht vorstellen. Das wäre auch ein schwerer Schlag für das „Kulturdreieck“ mit Barmer Oper, Bahnhof und eben dem Engelszentrum und „das absolut falsche Signal“, sagt er. Köksal nimmt die Verwaltung in die Pflicht, für eine Lösung zu sorgen, insbesondere Kämmerer Slawig und Kulturdezernent Mathias Nocke. „Dafür sind die da.“ Es dürfte nicht angehen, immer nur aufzuzählen, „was nicht geht“.

Nocke gibt sich entschlossen. „Ich habe nicht die Absicht, auf die Fördermittel sowohl fürs Engelszentrum als auch das Freibad Mählersbeck zu verzichten“, sagt er. Insbesondere für das Historische Zentrum wäre das sonst bitter: Denn, wie Nocke erklärt, gab es bereits zwei erfolgslose Anläufe um Fördermittel, ehe es über das Wirtschaftsministerium funktionierte.

Doch selbst wenn es mit der Finanzierung klappen sollte, schränkt der Dezernent ein: Nach jetzigem Stand könne es gut möglich sein, dass die Fertigstellung des „neuen“ Zentrums erst 2021 erfolgt – also nach dem Engels-Jahr.

Johannes Slawig ging am Montag sogar davon aus, dass der Verbindungsbaus „ohnehin nicht mehr rechtzeitig“ fertig werden könne. ER versicherte aber: „Das Engelshaus als solches und das Museum werden aber termingerecht fertig.“

Wegen des Verbindungsbaus solle es neue Gespräche mit der Kommunalaufsicht und dem Land geben, unter anderem darüber, ob das Land ausnahmsweise auch einen Anteil an den Mehrkosten übernehmen kann.