Wuppertal Besuch im eingehüllten Engelshaus

Barmen · Die Sanierung des Denkmals läuft. Der Bau ist komplett eingerüstet und kaum zu erkennen.

Wuppertal, est: Sanierung Engelshaus beginnt, Name: Julia Beuerlein

Foto: Schwartz, Anna (as)

. Die chinesische Delegation, die am Donnerstagmorgen rund ums Historische Zentrum spazierte, machte eifrig Fotos. Vom Denkmal, das an den berühmten Barmer erinnert. Und vom Haus Röhrig. Das ist natürlich sehr pittoresk, nur vermutlich nicht das, was die Herren aus Fernost eigentlich ablichten wollten. Das Engelshaus nebenan ist nämlich aktuell kaum zu sehen. Als „Haus im Haus“ beschreiben Architektin Ulrike Wilkesmann und Julia Beuerlein vom Städtischen Gebäudemanagement (GMW) den Zustand des Denkmals, das komplett eingerüstet ist.

Ein ganz besonderes Gerüst, wie Beuerlein betont. „So eins hatten wir beim GMW noch nie“, sagt sie. 7000 Kubikmeter Raum sind verhüllt, die Lärmschutzplatten umfassen eine Fläche von 900 Quadratmetern. Das Gerüst selbst ist zwischen zwei und acht Metern breit — und lässt an jeder Stelle einen Abstand zum Gebäude selbst. Eine Vorgabe, vor allem aus Denkmalschutzgründen, erläutert die Architektin. Anders als meist üblich, konnte das Gerüst nicht am Bau selbst befestigt werden, sondern „ist in sich selbst verschraubt“.

Für die 55-Jährige, die seit 2017 beim GMW arbeitet, ist das Projekt ein ganz besonderes. „Gerade als alte Wuppertalerin.“ Die Herausforderung sei vor allem das Arbeiten auf kleinem Raum. Dazu komme der laufende Betrieb des Theaters am Engelsgarten. Die Koordination mit den anderen Beteiligten sei um so wichtiger.

Denn wie bereits berichtet erfolgt eine Umstrukturierung des Engelshauses. Wer einmal drin war, wird es aktuell kaum wieder erkennen. Komplett leergeräumt ist das Denkmal, die Dielen- und Marmorböden zum größten Teil abgedeckt, das Tapetenzimmer abgehängt, das Fachwerk an vielen Stellen freigelegt. Bis zu zehn Schichten Putz habe man vorgefunden, erzählt Beuerlein. Dafür lässt sich jetzt gut die wechselvolle Baugeschichte des Engelshauses erkennen. Ursprünglich 1775 errichtet, erfolgten bereits um 1800 die ersten größeren Veränderungen.

Haupteingang erfolgt in Zukunft
nicht mehr über die Treppe

„Das sieht man zum Beispiel hier“, sagt Beuerlein und zeigt die unterschiedlichen Fachwerktechniken in einem Raum. Auf der einen Seite Holz und Lehm (1775), auf der anderen Backstein und Lehm (1800). An einer anderen Stelle ist probeweise ein größeres Loch in die Wand geschlagen worden, um zu sehen, wie damals gearbeitet wurde. Stroh kommt dort zum Vorschein. Eine Technik, die auch heute bei Restaurierungen wieder genutzt wird. Anders als noch vor Jahrzehnten, so Wilkesmann, als die Mauer einfach mit anderen Materialien verfüllt wurde.

Die Bausubstanz beim Engelshaus, betonen beide, sei insgesamt aber noch sehr gut. Das zeige zum Beispiel auch, dass der Starkregen im vergangenen Jahr das Gebäude kaum in Mitleidenschaft gezogen habe. Vieles, was sie im Rahmen der umfangreichen Bauforschung vorgefunden hätten, befinde sich noch im Originalzustand. Und davon wolle man auch so viel wie möglich erhalten — trotz einiger im Zuge der Neugestaltung notwendigen Veränderungen. So wird es Zugänge zum gläsernen Neubau geben, der Eingang zum Engelshaus demnächst vom Innenhof her (über die ehemalige Küche im Erdgeschoss), nicht mehr über die Treppe an der Vorderseite erfolgen.

Fest steht, dass das Erdgeschoss sowie das erste Obergeschoss nach der Fertigstellung als Museum fungieren. Im zweiten und dritten Obergeschoss entstehen Büros. Eine Wohnung im dritten Geschoss, wo bis Ende 2016 der Hausmeister wohnte, wird es nicht mehr geben.

Die genaue Aufteilung der Räume ist noch nicht entschieden. Man werde aber deutlicher trennen zwischen den beiden eingerichteten Zimmern, die die bürgerliche Wohnkultur in Engels‘ Zeit zeigen sollen, und Ausstellungsräumen mit Zeugnissen zu Engels‘ Biografie, hatte Museumsleiter Lars Bluma, bei dem die Gesamt-Projektleitung für die Arbeiten im Historischen Zentrum liegt, noch im Januar gegenüber unserer Zeitung erläutert. „Wir werden so bauen, dass möglichst viel möglich bleibt“, betonen Beuerlein und Wilkesmann.

Abgeschlossen sein wird die Sanierung des Engelshauses im kommenden Jahr. Eine Frist gibt es bekanntlich: den 28. November 2020, Engels’ 200. Geburtstag. Bereits in diesem Sommer wird aber das Gerüst wieder entfernt. Als fotogener Ersatz muss das Röhrig-Haus aber wahrscheinlich noch etwas länger herhalten.