Findbücher: Das katholische Gedächtnis Wuppertals
In drei Monaten erfasste Hans-Joachim Ossé Material aus 32 Kirchen-Archiven.
Wuppertal. Wann wurde die Großmutter getauft? Hat Opa nochmal geheiratet? Diese Fragen können Familienmitglieder manchmal nicht zuverlässig beantworten. Aber Archivare können es. In den Unterlagen, die Kirchengemeinden über Jahrzehnte gesammelt haben, schlummern unzählige Daten und Fakten. Ein Problem kann jedoch die Auffindbarkeit der gewünschten Informationen sein.
Das katholische Gedächtnis der Stadt Wuppertal ruht in 32 Archiven, verteilt über das gesamte Stadtgebiet. 26 dieser Archive entsprechen den Sammlungen der ehemals 26 Pfarreien, die im Laufe der Geschichte in Wuppertal existierten. 2010 sind sieben Seelsorgebereiche mit 17 Pfarreien übrig geblieben. Doch was passiert mit den Archivbeständen? Damit die unzähligen Dokumente nicht irgendwann ungeordnet in Umzugskartons enden, hat das Stadtdekanat Wuppertal seine Archive erfassen, fotografieren und inventarisieren lassen.
Archivar Hans-Joachim Ossé führte dieses Pilotprojekt des Erzbistums Köln in drei Monaten durch. Der 75-Jährige stellte fest, wie viel Material wo vorhanden ist und in welchem Zustand es sich befindet. "Das ist der erste Schritt zu einer Bildung von Zentralarchiven", sagt der ehrenamtliche Helfer. Ossé schätzt, dass es irgendwann nur noch zwei Archive in Barmen und zwei in Elberfeld geben wird.
Bis dahin müssen sich Geschichtsinteressierte mit dem Ist-Zustand begnügen. Ossé macht auf ein Problem aufmerksam: "Nur fünf der katholischen Archive haben ein Findbuch. Ein Ziel sollte es sein, dass es das bald überall gibt."
Der Pensionär selbst hat bereits innerhalb von drei Jahren ein Findbuch für das Pfarrarchiv St. Johann Baptist Oberbarmen erstellt. Solch ein Dokument erfasst den kompletten Bestand eines Archivs. Möchte ein Wuppertaler von Ossé nun beispielsweise etwas über die Geschichte der Kirchenorgel erfahren, lässt der Archivar seine Finger einfach durch das dicke Buch gleiten und weiß innerhalb von wenigen Sekunden, wo in seinen drei Meter hohen Schränken die entsprechenden Dokumente zu finden sind. Allein das St. Johann Baptist-Archiv umfasst laut Ossé 31,9 laufende Regalmeter an Dokumenten - ohne Findbuch schwer zu überblicken.
Zumindest wenn Forscher etwa zum Thema Sozialgeschichte recherchieren wollen. "Auskünfte zur Familiengeschichte kann jedes Pfarreiarchiv in der Stadt geben", sagt Ossé. In Oberbarmen reichen die Unterlagen über Taufen und Trauungen bis zur Pfarrgründung 1893 zurück. Zu den Bürozeiten kann dort jeder um Auskunft bitten.