Förderverein: Ingo Gehring beendet seinen Einsatz für die Schwimmoper

Der 80-Jährige nimmt Abschied als Vorstandsmitglied des Fördervereins. Als Badegast will er dem Stadtbad treu bleiben.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Im Schnitt legt Ingo Gehring in seinem zweiten Wohnzimmer 2,5 bis 3 Kilometer täglich zurück — und zwar im Wasser der Schwimmoper. Für den Erhalt des Stadtbades auf dem Johannisberg, dessen Zukunft zu Beginn der 2000er Jahre auf der Kippe stand, ist der gebürtige Barmer im Förderverein Schwimmoper viele Jahre erfolgreich gegen den Strom geschwommen. Nun ist für den 80-Jährigen Schluss. Die Badehose will er nicht an den besagten Nagel hängen, aber sein Engagement im Förderverein beenden.

Ganz aus freien Stücken tut das Ingo Gehring nicht. Ihn wurmt, dass er zur Feier zum 60-jährigen Bestehen der Schwimmoper von der Stadt nicht offiziell eingeladen wurde, und dass in der Fotoausstellung anlässlich des Jubiläums der Förderverein Schwimmoper gar nicht auftauchte. „Vielleicht haben die bei der Stadt gedacht, dass ich ja sowieso vorbeischaue, weil ich ja immer da bin, aber ein wenig traurig macht es mich schon, dass es keine Einladung gab“, sagt Ingo Gehring. Schließlich habe er mit zahlreichen Aktionen des Fördervereins seinen Anteil daran, dass die Pläne zur Schließung der Schwimmoper beziehungsweise zum Umbau in ein Weltraum-Center zu den Akten gelegt wurden.

Heinz Hoffmann, Peter Jung und Ingo Gehring standen an der Spitze des Protests gegen die Pläne des Stadtrats. Mit einer großen Unterschriftenaktion setzte eine Bürgerinitiative zunächst den Wiederaufbau des Schwimmleistungszentrums durch. Der Wiederaufbau wurde mit der Forderung nach dem Erhalt und der Modernisierung der Schwimmoper als Sportbad verknüpft. Mehr als 20 000 Unterschriften wurden gesammelt, die Ratsmehrheit kippte. Doch es dauerte noch ein paar Jahre, bis das Gebäudemanagement den Auftrag erhielt, die Schwimmoper in ein modernes Sportbad zu verwandeln. „Die Schwimmoper ist als Sportbad für Vereine, Schulen & Bevölkerung unverzichtbar“, hieß es damals auf einem Plakat, das Gehring selbst gestaltet hatte und mit dem er viele Wuppertaler mobilisierte.

„Ein Stadtverordneter hat mir damals vor einer Ratssitzung geraten, ich solle meine Zeit nicht verschwenden. Die Stadt könne sich das Bad nicht mehr leisten und die Entscheidung sei längst gefallen. Bei der Feier zur Wiedereröffnung war er einer der ersten Gäste“, erinnert sich Ingo Gehring.

In der „neuen“ Schwimmoper hat er eine Vielzahl von Schulklassen begrüßt, Mini-Olympiaden organisiert und aus eigener Tasche Pokale, Medaillen und Urkunden für die Kinder finanziert. „Damit ist jetzt ebenfalls Schluss, aber aus Altersgründen“, sagt Ingo Gehring. Wie es in dem 1997 gegründeten Förderverein ohne ihn weitergehe, bleibe abzuwarten. Da ist Gehring skeptisch, denn bei vielen Aktionen sei er allein auf weiter Flur gewesen.

Dem Sport will der topfitte Senior treu bleiben. „Ich habe immer gesund gelebt und zum Beispiel nie Alkohol getrunken. Vor Jahrzehnten hat man mir den Spitznamen Flipper verpasst, dabei ist es bis heute geblieben. Doch der Delfin ist ja schließlich ein kluges Tier.“

Einen langen Atem hat Gehring nicht nur als Förderer der Schwimmoper bewiesen, sondern auch als Teilnehmer des 24-Stunden-Schwimmens. Seit 1985 hat er keine Veranstaltung verpasst, ist dabei rund 700 Kilometer geschwommen. Im Schnitt hat er es pro Veranstaltung auf 30 Kilometer gebracht. Dass noch einige Kilometer dazu kommen, daran hat Ingo Gehring keine Zweifel. Seiner Schwimmoper und dem Schwimmsport will er treu bleiben.