Frauenklink: Zweites Baby in der Klappe
Am Dienstag wurde in der Klappe an der Vogelsangstraße ein Baby abgegeben. Das Findelkind ist gesund.
Wuppertal. In der Babystation der Frauenklinik schrillt die Alarmglocke, aufgeregt laufen die Schwestern durcheinander. Auf einem Monitor in der Zentrale erscheint das Bild eines Babys auf einem Wärmebett, das schnell die traurige Gewissheit bringt: Diesmal ist es kein Fehlalarm. In der Babyklappe an der Vogelsangstraße ist ein Säugling abgegeben worden. Das zweite Baby seit die Klappe der Caritas 2004 eingerichtet wurde.
Auszug aus dem Infobrief, der in siebensprachiger Ausführung in der Klappe bereit liegt
Was muss in einer Mutter vorgehen, in welcher Extremlage muss sie sich befinden, um ihr Kind dorthin zu legen? Eine beklemmende Frage. Zum Glück steht schnell fest: Dem Säugling geht es gut, das ergeben die Untersuchungen der Kinderärzte. Weil es keine Akkutversorgung braucht, wird es in die Kinderstation der Helios-Kliniken verlegt. "Unser Ziel ist es, die Abgabeperson zu schützen", sagt Martin Mackenberg-Hübner, Sprecher von St. Antonius, warum keine Details über das Findelkind verraten werden. "Die Babyklappe verstehen wir als allerletzten Ausweg in einem Gesamtversorgungsnetz für Kinder, wenn die Frau in größter Verzweifelung ist", erklärt Caritasdirektor Eckhard Arens.
Während das Baby noch liebevoll umsorgt wird, organisiert eine Caritas-Mitarbeiterin eine Pflegefamilie in Bereitschaft, die sich schon am nächsten Tag um das Kleine kümmern soll. Wenig später meldet sich in der Frauenklinik eine anonyme Anruferin - vermutlich die Mutter - und erkundigt sich nach dem Baby.
Was kann eine Mutter zu diesem letzten Schritt bewegen? "Es ist immer anders als man denkt", bittet Caritas-Familienberaterin Kornelia Fazel, die sich um den Fall kümmert, um Verständnis für die Mutter. "Extremsituationen, schwere Krankheit, Drogenkonsum, tragische Ereignisse oder Schutz des Babys vor anderen Personen - die Beweggründe können ganz unterschiedlich sein."
Seit Fazel von dem Findelkind weiß, hofft sie , dass sich die verzweifelte Mutter doch noch bei ihr meldet - Fazels Nummer steht auf dem Schreiben in der Klappe - und sie helfen kann. Meldet sie sich in den nächsten acht Wochen nicht, wird das Baby zur Adoption freigegeben.
Klappe Auf Anregung des Vereins "Babyklappe Wuppertal" wurde im Februar 2004 an der Frauenklinik eine Klappe eingerichtet, in der Säuglinge anonym abgegeben werden können. Hinter der Klappe befindet sich ein Wärmebett mit Sensor, der die Stationsschwestern informiert.
Notsituation Die Klappe soll für Frauen, die sich in einer extremen Notsituation befinden, letzter Ausweg sein, bevor die Kinder ausgesetzt werden oder ihnen Gewalt widerfährt.
Anonymität Die Caritas verspricht den Müttern absolute Anonymität. "Sie können sich sicher sein, dass wir ihren Namen nicht weitergeben", versichert Caritasdirektor Arens. Dafür würden die Mitarbeiter sogar in Beugehaft gehen.
Recht Gegen Mütter, die ihr Neugeborenes anonym in einer Babyklappe ablegen, wird unter anderem wegen Verletzung der Unterhaltspflicht und dem Straftatbestand der Personenstandsunterdrückung ermittelt. Oberstaatsanwalt Grevener: "Jeder hat das Recht zu erfahren, wo er herkommt." Es sei ansonsten unter Umständen möglich, dass später Geschwister, ohne es zu wissen, heiraten wollen.