Gäste aus aller Welt auf Wuppertals Sofas

Das internationale Netzwerk „Couchsurfing“ vermittelt private Schlafplätze und Kontakte. Wuppertaler Gastgeber erzählen.

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Wuppertal. Sie wollen erlebte Gastfreundshaft zurückgebenoder es macht ihnen einfach Spaß, Menschen aus aller Herren Länder bei sich aufzunehmen. Zahlreiche Menschen in Wuppertal haben sich dem Netzwerk „Couchsurfing“ angeschlossen, durch das Menschen kostenlos Privatquartiere finden.

Foto: Andreas Fischer

Markus Held und Stephanie Theiler nutzen Couchsurfing schon lange, um fremde Länder kennenzulernen— von Australien bis USA, von China bis Oman. Und auf ihrer Couch in der Wohnküche in Wichlinghausen schliefen schon Gäste aus Frankreich, Tschechien, Israel und Taiwan.

Den Besuchern zeigen sie gern Wuppertal: „Das macht uns Spaß.“ Sie präsentieren Klassiker wie die Schwebebahn und die Müngstener Brücke, nehmen Besucher auch gern mit in ihre Lieblingskneipe.

Um Fremde in der eigenen Wohnung aufzunehmen, müsse man Vertrauen haben, räumt Markus Held ein: Man lasse sie ja in die eigenen vier Wände. „Aber bis jetzt war das unproblematisch.“ Sie hätten sogar erlebt, dass Gäste für sie gekocht hatten, als sie nach Hause kamen.

Wer mitmachen will, muss sich im Internet anmelden. Wer viel von sich erzählt und seine Kreditkarte oder Handynummer registrieren lässt, wird höher gestuft. Und Referenzen helfen, dass andere sich ein Bild machen können.

Lisa König hat sich erst kürzlich als Gastgeberin angemeldet. „Die Herzlichkeit“, die selbst erlebt habe, will sie zurückgeben. Als Au Pair in den USA hat sie Couchsurfing genutzt. Gefallen hat ihr der persönliche Kontakt. Jetzt bietet die Erzieherin die Couch in ihrem Wohnzimmer in Elberfeld als Schlafplatz an. Bisher hatte sie eine deutsche Besucherin und hofft auf mehr: „Vielleicht kommt bald eine Inderin.“

Ben und Mel Hof zum Ahaus sind auch erfahrene Reisende und bieten zwei Sofas an. Ihre Erfahrung: Seit sie von Aachen nach Wuppertal zogen, haben sie weniger Anfragen. Bisher hatten sie zwei Gäste, denen sie viele Stellen der Stadt gezeigt haben. Wuppertal werde oft unterbewertet, bedauert Mel Hof zum Ahaus. Sie sehen sich als Insider, die anderen gern Interessantes zeigen.

Einen ungewöhnlichen Einstieg nahm das Ehepaar Kirsten und Reiner Becker: Eine TV-Reportage über Couchsurfing sprach sie an — als Gastgeber.

Ein bisschen enttäuscht waren sie über die erste Anfrage „nur“ aus Münster. Der Gast entpuppte sich als Pilger auf dem Jacobsweg. „Wir haben uns bis tief in die Nacht unterhalten.“ Danach hatten sie auch Gäste von weiter her: aus Mexiko, Japan und Kasachstan. Mit einer Inderin haben sie sich so angefreundet, dass sie 2017 zu ihrer Hochzeit nach Indien reisen.