Unterwegs Gang durch Beyenburg ist wie Verreisen

Der historische Altstadtkern, das satte Grün der Wälder und der Stausee erzeugen bei Städtern Urlaubsgefühle.

Beyenburg. Auf der Suche nach dem perfekten Urlaubsort innerhalb von Wuppertal steht Beyenburg ganz oben auf der Liste. Der Stadtteil ist so ursprünglich, dass man gar nicht weit fahren muss, damit man sich als Stadtmensch wie in der Ferne fühlt.

Foto: Stefan Fries

Schon der Weg nach Beyenburg erinnert an Urlaub. Die Straße Kemna ist gesäumt von Bäumen und wie ein grüner Tunnel hin zur Erholung. Wer aus der anderen Richtung kommt, fährt an Spieckern, Sondern und Herbringhausen vorbei und sieht neben der Straße große Felder und Wiesen. Hier kann man auf gekennzeichneten Wegen herrlich wandern.

Doch der eigentliche Höhepunkt jeden Ausflugs nach Beyenburg ist natürlich der Gang durch die historische Altstadt. Über die Straße Beyenburger Freiheit gelangt man zur Klosterkirche St. Maria Magdalena. Hier beginnt der Rundgang mit einem Blick über das Dorf mit seinen alten Fachwerk-, Naturstein- und schieferverkleideten Häusern, das dem Besucher zu Füßen liegt. Dahinter sieht man rechts den Beyenburger Stausee, der über eine Stufe stürzt. Das Wasser wird wieder zur Wupper und umrundet das Dorf.

Die Wupperschleife ist auch die erste Etappe des Spaziergangs durch den Stadtteil. Von der Klosterkirche geht es die Treppe hinunter zum Obergraben. Ein Haus wird gerade saniert. Alte Balken liegen auf zwei Böcken und sollen vermutlich aufgearbeitet werden. Die Eigentümer in der Altstadt scheinen viel Wert auf ihre Häuser zu legen, die häufig unter Denkmalschutz stehen. Fast überall sieht man Pflanzen. Ältere Damen putzen schon am frühen Morgen die Fenster oder kehren vor ihrer Haustür.

Über die Beyenburger Furt erreicht man das Wupperufer. Die Brücke am Schemm bringt einen auf die andere Seite. Der Blick nach oben verliert sich im Grün: Bäume, so weit das Auge reicht. Doch nicht die andere Seite des Flusses ist die nächste Etappe, sondern die Schützenhalle.

Hier hat die Schützenbruderschaft St. Annae et Katharinae ihre Heimstatt. Seit 633 Jahren gibt es die Bruderschaft, ein Indiz dafür, wie lange Beyenburg schon existiert. 1303 wurde Beyenborch erstmals urkundlich erwähnt, der Oberhof Steinhaus, der heute zu Beyenburg gehört, wurde sogar schon 1189 genannt. Über die Straße Gerstenkamp geht es zurück zur Klosterkirche, von da aus wieder über die Beyenburger Freiheit. Die Häuser an dieser Straße — alle weiß-schwarz-grün — laden ein zur näheren Betrachtung. Verzierungen machen aus vielen ein Kunstwerk.

An Haus 20 bleibt der Blick hängen. Eine sehr massive und verzierte Holztür ist der Blickfang. Denn über der Tür ist ein Glaskasten eingelassen, in dem eine Kerze steht. Das Gebäude ist auch deswegen interessant, weil es mit den Nachbarhäusern einen kleinen Platz umrundet. Markantes Merkmal hier: ein großes Holz-Kruzifix.

Weiter geht es zum modernen Dorfkern. Dort, wo sich die Straße gabelt, wo es links zum Siegelberg hochgeht und rechts zu den wenigen Geschäften in Beyenburg, war früher eine Gaststätte. Die historischen Glasfenster der „Linde“ sind immer noch ein Hingucker, aber das Gebäude als solches hat schon deutlich bessere Zeiten gesehen.

Einige Meter weiter kann man links zum Stausee abbiegen oder rechts über die Straße Am Kriegermal Richtung evangelische Kirche laufen. Die Häuser auf der Strecke haben Charme. Die Beyenburger halten ihren Stadtteil in Schuss. Einige Meter hinter der Kirche geht es rechts den Berg hinunter zur Straße Porta Westfalica. Von dort gelangt man über den Wupperstollen zurück zur Beyenburger Freiheit. Das war ein schöner gut anderthalbstündiger Spaziergang mit hohem Erholungsfaktor.