Stadtgeschichte Dem „Samba“ trauern heute noch viele nach

Wuppertal · Die Zugverbindung zwischen Cronenberg und Elberfeld wurde vor 31 Jahren eingestellt. Heute ist die Strecke als „Samba-Trasse“ bekannt.

Diese Aufnahme vom Mai 1982 zeigt den Samba am Haltepunkt Cronenfeld.

Foto: Kurt keil/Kurt Keil

Die Burgholzbahn schlängelte sich über viele Kurven durch die Bäume des Burgholz von Elberfeld nach Cronenberg. Und weil sie bei den Wendungen auch schaukelte, hieß sie meistens „Samba“. Gern hätten die Cronenberger ihren Samba behalten, doch die Bahn hatte Ende der 80er Jahre kein Interesse mehr an stadtinternen Bahnverbindungen. Trotz großer Proteste war 1988 Schluss. Heute ist die Strecke als Rad- und Wanderweg ausgebaut - als „Samba-Trasse“.

„Das war eine wunderbare Strecke“, erinnert sich WZ-Fotograf Kurt Keil. Die Fahrt durch den Wald war ein kleiner Erholungsausflug. Im Sommer leuchtete alles grün, im Winter zockelte der Zug oft durch verzuckerte Bäume. Kurt Keil sagt: „Ich habe auch die Fahrt bei Nebel als besonderes Erlebnis in Erinnerung: draußen kalt oder Schmuddelwetter und in der Bahn so gemütlich warm.“

Für eine der schönsten Bahnstrecken in NRW hält auch Lars Liefke die 1891 eröffnete Strecke. Er hat dem Samba eine eigene Internetseite angelegt (www.der-cronenberger-samba.de), auf der man die Geschichte nachlesen und alte Bilder betrachten kann.

Viele Erinnerungen hat der Cronenberger Lokalforscher Edwin Markert (81). Er kann sich noch an Dampflokomotiven erinnern. Als Kind sei er mit Nachbarsjungen nur deshalb mit dem Zug bis nach Elberfeld gefahren, um vom offenen Trittbrett des Waggons aus Dampf und Funken der Lok zu beobachten. „Das war für uns eine Sensation.“

Er macht deutlich, dass die Güterzüge auf der Strecke einerseits den Stahl für die Cronenberger Werkzeugindustrie brachten, andererseits das fertige Werkzeug in die Welt transportierten. „Davon haben wir gelebt!“, sagt der gelernte Werkzeugmacher. An den Bahnhöfen Cronenberg und Küllenhahn gab es jeweils Rangiergleise zur Güterabfertigung.

In den 1950er Jahren stellte die Bahn auf Schienenbusse für den Personenverkehr um. Weil die Fahrgäste in ihnen die zahlreichen Kurven so deutlich spürten, entstand der Name „Samba“. Er war zuverlässiger Transport bei Schneefällen, beste Anbindung ans Freibad Neuenhof, für das auch ein neuer Haltepunkt eingerichtet wurde. Edwin Markert erinnert sich auch an Sonderfahrten des Samba, wenn der Cronenberger SC im Stadion am Zoo spielte. Weil der übervolle Zug so langsam war, seien sie als Jugendliche während der Fahrt ab- und wieder aufgesprungen.

Und dann kennt Markert noch eine Anekdote vom Hörensagen. Eine vornehme Dame soll einst beim Einstieg in Elberfeld den Schaffner gefragt haben, wo der Zug überall hält. Über seine Antwort „an jedem Driethüsken“ (etwa „an jedem Plumpsklo“) habe sie sich sehr geärgert und beschwert, was zur Entlassung des Mannes geführt habe. Markert sagt, er habe bei der Stadt darauf gedrängt, den Namen Samba zu erhalten, und freut sich über die Bezeichnung „Samba-Trasse“ für den Rad- und Wanderweg. Zur Erinnerung an den Zug hat der leidenschaftliche Sammler eine Schiene des Samba in seinem Garten voller Erinnerungsstücke aufgestellt.