Wuppertal Gaskessel wird zur Wundermaschine

Heckinghausen · Im Mai soll es in Heckinghausen losgehen. Die Bauarbeiten gehen in die heiße Phase — die Vorbereitungen für die Lichtshow laufen.

Die Fenster im „Haus im Gaskessel“ sind eingebaut. Dort soll ab Mai unter anderem die Fitness trainiert werden.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Das Plakat am Gaskessel verkündet es weithin sichtbar: Eröffnung Mai 2019. „Das haben wir auch gemacht, um uns ein bisschen unter Druck zu setzen“, sagt Thomas Drescher und lacht. Ungeduldig wirkt er noch nicht, doch man merkt: Er und seine Mitstreiter – das Architekturbüro GKM in Person von Marcello Groß, Marina Kirrkamm und Daniel Mai - brennen darauf, dass es endlich losgeht. Ein strammes Programm wartet noch. Jetzt beginne die heiße Phase, sagt Kirrkamm, die seit vergangenem Jahr Geschäftsführerin des Gaskessels ist. Vor allem aber eben auch Architektin, betont sie beim Rundgang durch das gut 65 Meter hohe Industriedenkmal.

Kurz zusammengefasst, entsteht in der denkmalgeschützten Hülle ein „Haus im Gaskessel“. Fünfstöckig, mit einem Fitnessstudio über mehrere Etagen, einem Gastrobetrieb im Erdgeschoss und einer großen Event- und Veranstaltungsfläche inklusive Galerie, wo Besucher bald die Lichtshow genießen sollen.

Das „Haus“ ist fertig, jedenfalls von außen. „Die Fenster sind drin“, zeigt Kirrkamm. Das sei schon einmal sehr wichtig. Wobei Fenster sehr zurückhaltend klingt. Es geht schließlich um 800 Quadratmeter Glasfläche, die größten Scheiben wiegen mehr als eine Tonne, wie Drescher erklärt. Nur mit einem Spezialtransporter konnten die nach Heckinghausen gebracht werden.

Die Architekten Marcello Groß, Daniel Mai und Marina Kirrkamm mit Thomas Drescher vor dem ersten Teil der Leinwand.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Fenster sind aber nur für das Haus, betonen die Beteiligten. „Das werden wir nämlich immer wieder gefragt.“ Denn zwar kommen auch Öffnungen in den Gaskessel, 34 an der Zahl. Diese bleiben aber offen.  Drei gibt es schon. Probeweise. „Und guckt mal, was es für Ausblicke gibt. Auf jeder Ebene sieht man etwas anderes“, sagt Drescher.

Kirrkamm, die in der Nähe des Denkmals aufgewachsen ist, kennt den Kessel noch von früher. „Ich habe hier gespielt.“ Als ihr Mann Marcello Groß zu ihr kam und erklärte, gemeinsam mit Drescher und Mai den Gaskessel kaufen zu wollen, „hat mein Herz sofort Ja gesagt“, schmunzelt die Wuppertalerin. Aber natürlich sei so ein Projekt mit Risiken behaftet. Nicht umsonst sei der Eröffnungstermin schon mehrfach verschoben worden. Das große Problem: Es gibt praktisch nichts Vergleichbares.

Die Lichtshow-Macher arbeiteten schon an der Oper in Sydney

„Es ist das erste Mal, dass in dieser Art in einem Gaskessel gebaut wird“, sagt Kirkamm. Zwar werde man immer wieder nach dem Gasometer in Oberhausen gefragt, doch das sei schon etwas anderes.

Drescher  zeigt im Inneren stolz auf „seinen“ Bau. „Der wäre auch auf der grünen Wiese schon imposant.“ „Und einfacher zu bauen“, merkt Kirrkamm schmunzelnd an. „Diffizil“ sei das Projekt, aber dadurch eben spannend und außergewöhnlich. Die Statik des Kessels habe sich zum Beispiel als eine der Hürden erwiesen, weshalb sich das Projekt verzögert habe. Man musste erst einmal jemanden finden, der solche Berechnungen überhaupt mache. Und dann gebe es natürlich das „Dauerproblem“, große Bauteile irgendwie in den Kessel zu bekommen, wenn nur eine verhältnismäßig  kleine Eingangsöffnung zur Verfügung steht. Vor der Brust haben Groß & Co. auch noch den 70 Meter hohen Treppen- und Aufzugturm an der Außenhülle.

Aktuell wartet zudem im Inneren die nächste Herausforderung: die Leinwand. Ein erster Teil hängt schon, knapp 38 Meter hoch ist es. Insgesamt werden es 6000 Quadratmeter und damit nach Angaben der Planer eine der größten Leinwände in Europa. Noch sind Details zur Lichtshow geheime Kommandosache. Das Thema zur Eröffnung dürfe man aber verraten, sind sich Drescher und Kirrkamm einig. „Wundermaschine“ lautet es. „Das wird atemberaubend“, verspricht Kirkamm. Mit der Bremer Produktionsfirma Urban Screen habe man Profis ins Boot geholt, die unter anderem schon Installationen an der Oper in Sydney verwirklicht haben.

Der Gaskessel, das betont Drescher immer wieder, werde ein Besuchermagnet. Nicht nur der Osten der Stadt profitiere, „sondern ganz Wuppertal“. Genaue Summen will er nicht nennen, doch es ist ein Millionenprojekt. „Deshalb muss es jetzt auch losgehen.“ Und deshalb hat er auch das direkte Umfeld im Blick. „Da muss sich jetzt auch mal etwas tun.“ Dank dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ gebe es viele Ideen für Heckinghausen. „Die müssen aber umgesetzt werden“, sagt Drescher und nimmt die Stadtverwaltung in die Pflicht. Gleiches gelte auch für die Planung des Umfeldes am Berliner Platz — wo viele der auswärtigen Besucher per Bahn ankommen dürften.