Gewerkschaft klagt an: Lehrlinge in Hotels werden ausgenutzt
Dehoga wehrt sich gegen die Vorwürfe. Die Suche nach Nachwuchs wird immer schwieriger für die Betriebe.
Wuppertal. „Viele Auszubildende im Wuppertaler Hotel- und Gaststättengewerbe werden einfach als billige Arbeitskräfte ausgenutzt.“ Dieter Schormann, Geschäftsführer der Gewerkschaft NGG für den Bezirk Düsseldorf-Wuppertal, übt heftige Kritik. Laut Schormann sei es kein Wunder, dass es immer weniger Bewerber etwa für eine Ausbildung als Koch oder Hotelfachfrau gebe. Dies sei das Ergebnis, weil Auszubildende während ihrer Ausbildung oft schlecht behandelt würden.
„Sie müssen Arbeiten erledigen, die nichts mit der Ausbildung oder dem späteren Beruf zu tun haben. Überstunden sind im heimischen Hotel- und Gaststättengewerbe eher die Regel als die Ausnahme — oft sogar unbezahlt“, behauptet Schormann.
Er erlebe immer wieder, dass etwa eine angehende Hotelfachfrau die Einkäufe für die Küche zu erledigen habe. Dies, so sagt er, habe nichts, aber auch gar nicht mit der Ausbildung zu tun.
Aus diesem Grund ist es für ihn nachvollziehbar, dass nur wenige junge Leute die Berufe in der Gastronomie, die ohnehin oft recht schwer seien, ergreifen wollten. „Bei Köchen ist es so, dass ein großer Teil noch während der Probezeit die Brocken hinschmeißt und sich eine andere Lehrstelle sucht“, berichtet der NGG-Geschäftsführer.
„Die ganze Branche jammert über zu geringe Bewerberzahlen. Die Betriebe habe es aber letztlich selbst in der Hand, beim Fachkräftemangel gegenzusteuern“, sagt er.“
Hans-Joachim Oettmeier, Vorsitzender Dehoga-Wuppertal
Im DGB-Ausbildungsreport wird die Ausbildung in Hotels und Restaurants — wie auch schon im Vorjahr — am schlechtesten bewertet. „Damit bestätigt sich exakt das Bild, das wir auch in Wuppertal haben“, sagt Schormann und: „Nicht jeder Betrieb, der bei uns ausbildet, ist auch tatsächlich ausbildungsreif.“
Dieser Aussage widerspricht Hans-Joachim Oettmeier, Vorsitzender der Dehoga-Kreisgruppe in Wuppertal: „Das ist die übliche lachhafte Polemik der Gewerkschaft NGG.“ Oettmeier stellt klar: „Unsere Betriebe vor Ort ermöglichen eine gute Ausbildung, wir machen gute Arbeit. Ich will nicht ausschließen, dass es ein paar schwarze Schafe gibt, aber das ist in jeder Branche der Fall.“
Oettmeier bestätigt allerdings, dass die Gastro-Unternehmen derzeit nur schwer neue und gute Lehrlinge finden: „Das ist ein Beruf, den man mit Liebe machen muss. Auch wenn man am Anfang nicht viel verdient, so sind die Karrierechancen doch gut.“
Oettmeier, er ist der Chef des Intercity-Hotels am Döppersberg, weiß aber auch, dass die Nachwuchsprobleme schlimmer werden: „Wir spüren den demographischen Wandel sehr stark.“