Glosse: Der doppelte Kämmerer
„Man sieht sich immer zweimal im Leben.“ Diese Redensart gilt für das Geld aus der chronisch leeren Stadtkasse leider nicht: Ist der Euro erstmal ausgegeben, ist er für immer vondannen. Beim Kassenwart im Barmer Rathaus trifft dieser Satz der Erkenntnis den Notnagel allerdings gleich mehrfach auf den Kopf — und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Dr. Johannes Slawig, seines Zeichens Kämmerer der Stadt Wuppertal, begegnete sich im vergangenen Jahr zum ersten Mal selbst: Auf dem Mottowagen der Weinberger Funken kam sein mehr oder minder exaktes Abbild beim Rosensonntagszug zum Einsatz — geformt aus Pappe und versehen mit einer markanten himmelblauen Fliege als Markenzeichen. Slawig nahm es seinerzeit mit Humor, merkte allerdings auf WZ-Nachfrage diplomatisch an, dass sein Gesicht auf dem „Pleitegeier“-Wagen etwas zu füllig geraten sei. So weit, so jeck.
Jetzt, gut ein Jahr später, begegnete sich Johannes Slawig zum zweiten Mal im Leben — diesmal im notnagelneuen Straßenverkehrsamt Müngstener Straße: In einem der Dienstzimmer präsentierte man ihm das Karnevalsreplikat nun in Form einer überlebensgroßen Büste — etwas lieblos neben einem Schirmständer abgestellt, aber immer noch bestens wiederzuerkennen. Möglich machte dieses Wiedersehen eine Leihgabe der Weinberger Funken, die für ihren Slawig-Nachbau damals den bekannten Wuppertaler Künstler und Illustrator Klaus J. Burandt gewinnen konnten.
Jetzt liefert die Büste auf den Wuppertaler Südhöhen (Foto mit Original: privat) den finalen Beweis dafür, dass ein Kämmerer seine Augen eben überall hat — weit über das Rathaus hinaus. Und dass man sich im Leben immer zweimal sieht.