Glosse: Von Schnaps-, Glücks- und anderen Zahlen

11.11.11 — Ansturm auf Wuppertals Standesamt

Wuppertal. Bei jeder Hochzeit steht als erstes der Termin. Noch vor dem passenden Hochzeitsdress, der Gästeanzahl oder gar dem passenden Partner — bei ganz besonders Heiratswilligen.

In diesem Jahr bietet sich mit der Schnapszahl 11.11.11 erneut ein dankbares Datum. Tatsächlich haben sich in Wuppertal 30 Paare (nein, nicht 33) dazu entschlossen, heute zu heiraten. Doppelt so viel wie an jedem anderen Freitag im November. „Die sind doch jeck“, mag so mancher jetzt denken. Doch da macht der Wuppertaler als mäßig bergische Frohnatur seinem Ruf alle Ehre — denn keines der 30 Brautpaare wird mit Narrenkappe oder bemaltem Gesicht ins Standesamt kommen. Die närrische Zahl sei kein Grund, ausgerechnet an diesem Tag zu heiraten, heißt es bei offizieller Nachfrage, „wir sind ja hier nicht in Köln!“

Verspätete Frühlingsgefühle in Anbetracht des lauen Herbstes sind genauso wenig Schuld an der Schlange vor dem Standesamt. Wie nämlich eine wissende Standesbeamtin verriet, hat die Wahl des Datums ganz pragmatische Gründe: Den 11.11.11 kann man(n) sich wunderbar merken. Von wegen Hochzeitsromantik! Die trifft schon eher zu, wenn man die Schnapszahl als Glückszahl sieht — ebenfalls ein häufiger Grund für den Anstieg der Hochzeiten an solchen Tagen. Kann aber auch nach hinten losgehen. Wer weiß wie viele Ehen vom 8.8.88 heute wieder geschieden sind? Das wünscht man natürlich keinem der Wuppertaler Bald-Vermählten. Wie auch immer: 2012 hat die Schnapsidee mit der Schnapszahl ohnehin erstmal wieder ein Ende.

Übrigens: Das Wort Schnapszahl wird einem Kartenspiel zugeschrieben, bei dem derjenige, dessen Punktestand eine solche Zahl erreicht, einen Schnaps ausgeben muss. Eine andere Deutung bezieht sich auf das doppelte Sehen nach starkem Alkoholkonsum — nicht selten auch auf ausgelassenen Hochzeitsfeiern praktiziert. Na dann, Prost.