Wuppertal Großartiger Pianist bot große Kunst in der Historischen Stadthalle
Wuppertal · Ungar Dezsö Ránki bestritt Bayer Klavierzyklus-Konzert in der Stadthalle.
Auf der Welt gibt es exzellente Pianisten wie Sand am Meer. Nur ein kleiner Prozentsatz von ihnen schafft es, ständig derart in den Medien präsent zu sein, dass ein Hype um siegemacht wird. Es gibt aber auch viele, die es nicht dorthin geschafft haben beziehungsweise gar nicht schaffen wollen. Was nicht bedeutet, dass sie sich hinter solchen Stars verstecken müssten. Einer von ihnen ist Dezsö Ránki. Der ungarische Pianist sorgte im Rahmen des Klavierzyklus der Bayer-Werke im leider nicht ausverkauften Mendelssohn Saal der Historischen Stadthalle für einen erstklassigen Konzertabend.
In Fachkreisen wird Ránki hoch geschätzt, gehört er zu Recht mit zur Weltspitze. Oft wird er im selben Atemzug mit Sir András Schiff und dem vor etwas mehr als zwei Jahren verstorbenen Zoltán Kocsis aus dem Land der Magyaren genannt, über die viel mehr geredet wird. Davon konnte man sich nun in Wuppertal ein Bild machen.
Dezsö Ránki präsentiert
eine kluge Programmabfolge
Bescheiden, wie in sich ruhend, setzte er sich an den Flügel und präsentierte an einem Stück seine klug gewählte Programmabfolge von Joseph Haydn über Maurice Ravel hin zu Béla Bartók und wieder zurück zu Haydn.
Zwei Kleinode Haydns, die Klaviersonaten Hob XVI/41 (zwei Sätze in B-Dur) und Hob XVI/49 (drei Sätze in Es-Dur), bildeten den Rahmen. Ein sehr sparsamer Umgang mit dem rechten Pedal, genaue Akzentuierungen und nuancierte Phrasierungen ließen Ránkis Interpretationen zu einem großen Erlebnis werden.
Der Zeitsprung ins 20. Jahrhundert gelang ganz einfach mit Hilfe von Maurice Ravels „Menuet sur le nom de Haydn“ (Menuett auf den Namen Haydn) aus dem Jahr 1909. Diese 54 Takte wie seine berühmte Sonatine gestaltete er äußerst klangfarbenreich, durchsichtig, einhergehend mit perlend schnellen Tonfolgen außerordentlich packend.
Weiter ging es nach Ungarn, wo Béla Bartók bekanntlich ein emsiger Sammler von Volksliedern seines Landes war. Seine Miniaturen „Für Kinder“ und „Rumänische Weihnachtslieder“ sind beredte Beispiele dafür. Ausschnitte aus dem ersten Kinder-Heft und die anderen 20 weltlichen Stücke kamen ganz fein durchstrukturiert von der Bühne. Und bei Bartóks Suite op. 14, die streckenweise an sein „Allegro barbaro“ gemahnt, stellte Dezsö Ránki nicht die auf den ersten Blick rhythmischen Feinheiten, sondern tief ausgelotet die musikalischen Inhalte ganz deutlich in den Vordergrund.
Das Publikum merkte wohl genau, dass an diesem Abend ein großer Pianist auf dem Johannisberg gastierte. Der begeisterte Schlussapplaus sprach jedenfalls für sich. Es wurde natürlich versucht, eine Zugabe zu erklatschen. Doch Ránki ließ sich verständlicherweise nicht darauf ein. Das wäre nämlich dem in sich geschlossenen Programmzyklus zuwider gelaufen.