Hilfe in Corona-Zeiten Großfamilie kocht im großen Stil für bedürftige Wuppertaler

Wuppertal · Sonja und Karsten Gundlach helfen Bedürftigen in der Corona-Krise: Das Ehepaar bereitet Mahlzeiten zu, die am Berliner Platz ausgegeben werden - und das an drei Tagen pro Woche.

Karsten Gundlach verteilt mit Tochter Johanna Essen an bedürftige Menschen. Das Angebot auf dem Berliner Platz wird von mehr als 30 Menschen angenommen.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Im großen Stil gekocht wird bei Karsten Gundlach und seiner Frau Sonja Montag schon länger. Das Ehepaar hat sieben leibliche und drei Pflegekinder im Alter von 17 bis 27 Jahren zu versorgen. Doch seit einigen Wochen sind bei ihnen die Portionen im Kochtopf noch um einiges größer geworden. Denn sie kochen für andere mit.

„Als zu Beginn der Pandemie die Essensausgabe der Wuppertaler Tafel eingestellt werden musste, haben wir uns gemeinsam überlegt, wie wir helfen können“, erzählt Karsten Gundlach. Seitdem versorgt die Familie Bedürftige am Berliner Platz mit Essen und Trinken. Freitags, samstags und sonntags um 14 Uhr wird verteilt.

Auch wenn nicht mehr alle Kinder im Haushalt leben, packen sie alle mit an. Die älteren holen die Lebensmittel vorher bei der Tafel, die auch die Transportbehälter zur Verfügung stellt. Gemeinsam geht es dann zu Hause ans Schnippeln und Zubereiten. Brote werden geschmiert, warmes Essen gekocht. „Wir haben ja die Kapazitäten dafür und nehmen unsere großen Töpfe“, erklärt Gundlach. Damit das Essen vom Wohnort der Familie am Nordpark nach Oberbarmen kommt, haben sie einen Bollerwagen angeschafft. Vollbeladen – immerhin müssen sie rund 50 Kilogramm transportieren – fährt Karsten Gundlach dann zusammen mit Tochter Johanna (17) mit dem Bus Richtung Berliner Platz.

„Zu Beginn waren wir auch am Alten Markt und am Rathausvorplatz, aber der Brennpunkt ist hier“, berichtet der freiwillige Helfer. Ausgeteilt wird in biologisch abbaubarem Einweggeschirr mit Holzlöffeln. Das ist der Familie wichtig und so besorgt sie diese auf eigene Kosten. Erwartet werden sie jeweils von etwa 35 Bedürftigen.

„Hier liegt vieles im Argen“, findet Gundlach. Ob Jung oder Alt, mit Drogen-, Alkohol- oder anderen Problemen: Den Menschen fehle es an Grundlegendem. „Schön wäre ein öffentlicher Trinkwasserspender auf dem Platz“, schlägt der Wuppertaler vor. Wer helfen will, kann auch Saftspenden vorbeibringen.

Benötigt werden jedoch nicht nur Lebensmittel. Für die Frauen und Mädchen stellen die weiblichen Familienmitglieder Hygieneartikel wie Tampons und Binden zusammen und verteilen sie vor Ort. Auch hier sponsert Familie Gundlach-Montag oft mit eigenem Kapital. „Viele sind in einem wirklich desolatem Zustand. Sie schaffen es nicht, den kurzen Weg bis zur Färberei zu gehen, wo auch Hilfe angeboten wird“, berichtet Gundlach von seinen Erfahrungen.

Inzwischen kennt man sich, denn es ist eine feste Gruppe von Menschen, die die Hilfe gerne in Anspruch nimmt. Der Andrang wird zudem größer. Die Aktivitäten der Familie sprechen sich herum. Diese will solange wie nötig helfen. „Nicht nur reden, sondern machen“ ist das Motto des Ehepaars. Das will es seinen Kindern auch vorleben.