Grüne Welle auf B 7 mit Tempo 45

Sechs Ampeln dienen als sogenannte Sammler, um den Verkehr zu straffen. Durch weniger Anfahren und Bremsen gelangen weniger Stickoxide in die Luft.

Foto: Andreas Fischer

Bis zu 500 Fahrzeuge pro Stunde fahren in Spitzenzeiten über die B7. Für sie herrscht weitestgehend „grüne Welle“. Ein halbes Jahr nach der Wiedereröffnung der Bundesstraße im Herzen der Stadt fließt der Verkehr meistens. Das sagt Rolf-Peter Kalmbach, Abteilungsleiter im Ressort Straßenverkehrstechnik.

Lediglich an sechs sogenannten Sammlerampeln müssen die Autos stehen — aber das mit voller Absicht. Denn die Sammler sorgen dafür, dass sich der Verkehr zusammenrafft und die Grünphasen an den anderen effizient genutzt werde können. „Kaum jemand hält den optimalen Abstand“, sagt Kalmbach. „Der Verkehr, der auf 200 Meter passt, findet deswegen auf 500 Metern statt“, sagt er. Die Sammler verringern dann die Abstände. „So schaffen es dann nicht nur zehn Autos über eine Kreuzung, sondern auch 20“, sagt er ins Blaue. „Für eine Hauptkreuzung wie den Robert-Daum-Platz ist der Wert eher untertrieben“, fügt er an.

Die Optimierung des Verkehrs ist für die Stadt wichtig, allein schon, um die möglichen Dieselfahrverbote abzuwenden. Durch weniger Anfahren und weniger Bremsen gelangen weniger Stickoxide in die Luft. Das will die Verwaltung auch weiter perfektionieren.

Kalmbach erklärt, dass die Stadt gerade am Masterplan zur Reduzierung der Stickoxidwerte arbeitet. „Wir müssen den Verkehr weiter verflüssigen, um die Werte zu senken.“ Um das zu schaffen, sollen die Verkehrsauswertungen verbessert werden. Etwa durch Radardetektion. An den Portalen, den Hauptzufahrten in die Stadt, soll der Anteil von Autos, Motorrädern und Lastkraftwagen gemessen werden, über ein Rechenmodell deren Weg und Zielpunkt bestimmt werden und der Verkehrsfluss so optimiert werden, dass sie ohne starke Immissionen durch die Stadt kommen.

Was nach orakeln klingt, sei aber relativ gut vorhersehbar, sagt Kalmbach. Denn 80 Prozent der Verkehrsteilnehmer an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit verhielten sich immer gleich. „Der Individualverkehr ist nicht so individuell, wie es einem auf der Straße vorkommt“, meint Kalmbach. Durch diese Vorhersehbarkeit ließe sich auch der Bedarf bei den Ampelschaltungen vorhersehen.

Gleichzeitig kann das auch als Mittel genutzt werden, um die Stadt und die Bürger vor dem Verkehr der A46 zu „schützen“. Denn ab Mai oder Juni wird die A46 in Wichlinghausen zur Großbaustelle und ab Sommer wird eine solche auch am Katernberg vorbereitet. Zwar sagt Alois Höltgen, Projektleiter A46 beim Landesbetrieb Straßen NRW, dass er nicht davon ausgeht, dass Fahrer von der A46 auf die städtischen Straßen ausweichen werden. Einerseits weil die Straßen vierspurig gehalten werden. Andererseits weil der Verkehr immer fließe, wenn auch teils langsamer. Kalmbach sagt aber trotzdem, dass die Stadt nachmessen werde, ob es Ausweichverkehr gebe. Notfalls müsse man die Stadt dann über die Portalampeln an den Zufahrtsstraßen unattraktiv und weniger leicht zugänglich machen.

Die Stadt ist da insofern im Vorteil, als dass die Abteilung Verkehrslenkung sehr eigenständig arbeitet. 29 Mitarbeiter sind allein für die Entwicklung, Programmierung und Umsetzung der Ampelschaltsysteme zuständig — ohne Drittfirma, von der sie abhängig ist. Laut Kalmbach können zusammenhängende Anlagen innerhalb von ein bis zwei Tagen auf grüne Wellen umgestellt werden. Da reiche es manchmal, wenn man den Takt um Sekunden verändere.

Wer übrigens schnellstmöglich über die B7 fahren will, sollte mit 45 km/h fahren — das ist die ideale Geschwindigkeit.

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