Grüner Besuch aus Saint Etienne macht Werbung für Europa

In der Börse ziehen die Gäste Parallelen zwischen der AfD und dem FN.

Foto: L. Leuschen

Elberfeld. Die Lage ist ernst und derzeit nicht besonders hoffnungsvoll. Europa erlebt einen Rechtsruck. Und auch die Grünen im Nachbarland Frankreich wissen, was das bedeuten kann. „Die demokratischen Kräfte kämpfen seit 35 Jahren gegen den Front National. Wir haben verloren“, sagt Nicolas Patureau vom Kreisvorstand der Grünen in Wuppertals Partnerstadt Saint Etienne.

Nicolas Patureau, Kreisvorstand der Grünen Saint Etienne

In Frankreich ist der rechtspopulistische Front National (FN) in den Parlamenten angekommen. Wahlergebnisse jenseits von 25 Prozent haben die Parteienlandschaft verändert. Die einstmals mächtigen Sozialisten sind als politische Gruppierung kaum noch vorhanden. Die konservativen Kräfte bedienen sich mehr und mehr der Sprache des Front National, der heute von Marine Le Pen angeführt wird. Dass die Tochter des Parteigründers Jean-Marie Le Pen in die Stichwahl um das Präsidentenamt gekommen ist, bewertete Patureau als einen Beleg dafür, dass der Kampf gegen die Rechtspopulisten verloren ist.

„Wohin mit Europa“ war denn auch das Thema des Gesprächsabends, zu dem sich die Gäste aus Saint Etienne mit Wuppertalern im sogenannten Grünen Salon in der Börse getroffen hatten. Für Terry Reintke ist die Antwort klar. Sie will mehr Europa wagen, den Populisten und Bremsklötzen mit klaren Aussagen entgegentreten und sich das Projekt EU nicht wegnehmen lassen. Die 30 Jahre alte Gelsenkirchenerin vertritt die deutschen Grünen im Europaparlament. Als treibende Kraft in der „metoo“-Bewegung wurde sie vom Time-Magazin zuletzt zur Person des Jahres gewählt. Ihr Hauptkampf gilt dem Weiterbau der EU. „Dafür müssen die Leute auf der Straße, in den Familien, in den Verbänden und an den Stammtischen gewonnen werden.“

Auch für Oliver Keymis von der Grünen-Fraktion im NRW-Landtag gibt es zur Europäischen Union keine vernünftige Alternative. Er spricht sich in jeder Hinsicht für grenzüberschreitende Zusammenarbeit aus. So auch in Energiefragen. Frankreich betreibt nicht weit von Deutschland entfernt Kernkraftwerke, die aus derselben Zeit stammen, wie die Reaktoren im belgischen Tihange nahe Aachen. Um den Franzosen beim Ausstieg zu helfen, kann Keymis sich sogar vorstellen, Kohlekraftwerke in NRW länger zu betreiben als geplant. „Darüber nachdenken könnte man ja, auch als Grüner“, sagte er — im Sinne der Umwelt und einer stärkeren deutsch-französischen Kooperation.