Grusel, Geschwindigkeit und zufriedene Besucher
Trotz zeitweise schlechten Wetters war die „Mega-Kirmes“ am Stadion offenbar ein Erfolg.
Wuppertal. Der Blick auf achtern ist eigentlich alles, was nicht ganz überzeugt: Die mächtige Rückseite der Geisterbahn ist nun mal grau, unansehnlich und nicht recht geeignet, Besucher auf die „Mega-Kirmes“ zu locken, die am Freitag auf dem Vorplatz des Stadions eröffnet wurde. Dennoch: Hereinspaziert! Zumindest lohnt die Sicht auf die Front der „Geisterstadt“, wo ein Skelett auf dem Fahrrad sitzt und so munter auf und ab radelt, wie es im Jenseits nur sein kann.
„Ein bisschen Schwund ist immer“, tönt es hämisch aus einem Lautsprecher. Bei dem neun Jahre alten Nico beschränkt sich der Schwund darauf, dass ihm das Blut aus dem Kopf gewichen scheint. Deutlich erbleicht verlässt er die Bahn, die ihn soeben durch das Grauen getragen hat. „Das war ganz schlimm“, bringt er gerade noch heraus. Michael Petersen vom Schaustellerverein Wuppertal betrachtet die Sache gelassener: „Die Geisterbahn ist nach amerikanischem Vorbild gestaltet.“
Urdeutsch erklingt derweil vom Lotteriewagen nebenan ein Schlager von Lolita: „Seemann, deine Heimat ist das Meer.“ Dazu strömt der Duft von Reibekuchen und Thüringer Bratwurst in die Nase, während die dort so notierte „Candy Woll“ den Spagat zwischen Amerikanismen und Wuppertaler Platt zu probieren scheint. Lecker, so eine grün-rote Zuckerwatte, woll? Günter Brand stimmt zu. „Hab ich schon in meiner Kindheit gern gegessen. Aber damals gab es das Zeug noch nicht in solchen Farben.“
In der Tat, die Kirmes, die es auf die ganze Familie abgesehen hat, schafft den dazu erforderlichen Brückenschlag zwischen einst und morgen. Ob sie indes so „Mega“ ist, wie es ihr Titel verkündet, bleibt eine Frage der Deutung. „Ich besuche oft die Cranger Kirmes“, sagt Kerstin Ruff. „Das geht es schon ein wenig anders zu als hier.“
Kein Wunder, denn im Ruhrgebiet steht mehr Fläche zur Verfügung als im engen Tal der Wupper. Wenn die Kirmes ein Erfolg wird, dann möchte man laut Petersen in den kommenden Jahren auch den Parkplatz am Sonnborner Ufer einbeziehen. Damit ließe sich die Zahl der derzeit 45 Buden und Attraktionen deutlich erweitern.
Nach Erfolg sieht es am Wochenende trotz manchen Regengusses sehr wohl aus. Das „Mega“ trifft zwar nicht die Größe der Kirmes, aber manche ihrer Schleudermaschinen. „Nie wieder“, sagt der 13 Jahre alte Satu, als er von der „Air Crash“ steigt. Gefühlte 300 Mal hat ihn der Riesenarm mit Tempo 100 über das Stadion gehoben. Das Problem: Wenn man einmal drinsitzt, gibt es kein Zurück mehr. Petersens Tipp: nicht mit vollem Magen einsteigen.
Auf die Idee ist Walter Boese schon längst gekommen, fühlt sich aber trotz entsprechender Vorbereitung nicht fit für den Schleudergang. Zufrieden streift der SPD-Mann mit anderen Bezirksvertretern über den Platz, nachdem die Kommunalpolitiker im Vorfeld der Veranstaltung Schlimmes befürchtet hatten. „Wir sind jetzt sehr angetan von der Kirmes. Hoffentlich wird sie zu einer ständigen Einrichtung in Elberfeld-West.“