Pina Bausch Zentrum Gutachten sieht neues Betriebskonzept für das Pina Bausch Zentrum vor
Wuppertal · Das Tanztheater Wuppertal soll Teil einer selbstständigen Betriebsgesellschaft werden
Das geplante Pina Bausch Zentrum (PBZ) soll mit einem neuen Betreibermodell 2027 in Betrieb gehen. Das ist das Ergebnis der Anpassung der Businessplanung an die reduzierten Zuschüsse für den laufenden Betrieb des internationalen Tanzzentrums. Nachdem der Bund seine Beteiligung an den Kosten für das PBZ im Schauspielhaus abgesagt hatte, musste die vom Rat im Dezember 2019 beauftragte Beratungsfirma Actori ihr Konzept aus dem Jahr 2016/2017 neu berechnen. Es stehen zusätzliche Zuschussmittel in Höhe von 6,8 Millionen Euro statt 10,4 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Mitglieder des Kulturausschusses nahmen das Gutachten am Dienstag zur Kenntnis. Eine Diskussion darüber fand nicht statt, weil die umfangreichen Unterlagen den Mitgliedern erst zu Beginn der Woche vorgelegt wurden. Am 17. Juni sollen die Vorschläge erstmals in der Ratskommission zur Begleitung und Steuerung des Projektes Pina Bausch Zentrum zur Sprache kommen.
Diskussionsbedarf dürfte dann reichlich bestehen, denn die Vorschläge der Beratungsfirma Actori sind tiefgreifend. Für die Reduktion von Kosten und die Senkung von Ressourcen wurde ein neues Nutzungsszenario entwickelt. Dieses sieht die Aufnahme von Konzerten in die Veranstaltungsplanung vor sowie den Verzicht auf eine komplexe Festivalstruktur in der Basisplanung des Hauses, so das Gutachten. Das derzeitige Programm des Tanztheaters soll eins-zu-eins in das neue Nutzungsszenario überführt werden. Im Ergebnis sieht das Nutzungsszenario insgesamt 532 Veranstaltungen vor. Grundlage für die Veranstaltungen bilden 174 Produktionen und Projekte.
Die Gutachter schlagen zudem ein vollständiges Aufgehen des Tanztheaters in das Pina Bausch Zentrum vor, dessen Direktion dann für Inhalte und Produktion, das Ensemble, Archiv, Technik, Marketing und Verwaltung verantwortlich zeichnet. Die Pina Bausch Foundation wird in diesem Modell nicht unter das Dach der selbstständigen Betriebsgesellschaft gestellt. Es soll keine betriebsinterne Trennung der vier Handlungsfelder geben und keine interne Verrechnung von Kosten, sondern eine starke Verzahnung in allen Bereichen und eine Gesamt-Vermarktung.
35 Tänzerinnen und Tänzer sollen das Ensemble bilden. Im Bereich des Tanztheaters geht Actori bei der Berechnung der Personalkosten von einer Reduktion bis 2027 um rund fünf Prozent aus. Dieses Potenzial ergebe sich vor allem durch das hohe Alter und die hohe Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter.
Bund und Land beteiligen
sich an den Investitionskosten
Kulturdezernent Matthias Nocke erläuterte in der Sitzung des Kulturausschusses nur kurz, dass zwei Millionen Euro der Lücke durch die Vorschläge von Actori gedeckt seien. Eine Million Euro könne man pro Jahr eventuell durch eine andere Abrechnung von Kapitalkosten und Mieten einsparen. Die Stadt Wuppertal muss laut Gutachten mit Betriebskosten für das PBZ in Höhe von 1,5 Millionen Euro bei einer jährlichen Steigerung um 2,5 Prozent rechnen.
Stadt, Land und Bund haben gemeinsam die Finanzierung der Um- und Ausbauten des Schauspielhauses zugesagt. Die Planung sieht unter anderem den Neubau eines Gebäudes auf dem Parkplatz vor. Zum Zeitpunkt der ersten Planungen war die geschätzte Summe 58,4 Millionen Euro, bis zur Fertigstellung 2027 geht die Stadt wegen der laufenden Baukostensteigerung von mindestens 78 Millionen Euro aus.