Händler setzen auf Schneemänner
Der Stadtrat stimmt zwei verkaufsoffenen Sonntagen im Advent zu. Verwaltung setzt auf Kunstschnee und zieht zwei zusätzliche Feste aus dem Hut.
Die Diskussion um verkaufsoffene Sonntage in Wuppertal hält immer wieder Überraschungen bereit und nimmt zuweilen skurrile Züge an. So stimmte der Rat der Stadt gestern mehrheitlich der Genehmigung von verkaufsoffenen Sonntagen am 3. Dezember in Elberfeld und am 10. Dezember in Barmen zu, die im Gegensatz zu früheren Jahren mit besonderen Attraktionen Besucher anlocken sollen.
Daher soll am Sonntag, 3. Dezember, in Elberfeld die Veranstaltung Wuppertaler-Winter-Weihnachtswelt auf dem Kirchplatz stattfinden und mit 20 Tonnen Kunstschnee die Massen anlocken. Die Stadt geht davon aus, dass zusätzlich 20 000 Besucher kommen werden. Die IG City Barmen hat für den 10. Dezember als Attraktion einen Schneemann-Wettbewerb auf dem Geschwister-Scholl-Platz und zusätzlich einen Flohmarkt hinter dem Rathaus ins Leben gerufen. Wie viel Kunstschnee in Barmen schneien soll und was geschieht, wenn es Bindfäden regnet, wurde gestern nicht erläutert.
In früheren Jahren wurden die verkaufsoffenen Sonntage im Advent mit den Weihnachts- und Lichtermärkten gerechtfertigt. Doch da die Märkte im Advent über mehrere Wochen täglich stattfinden, hatte die Gewerkschaft Verdi 2016 in einigen Städten erfolgreich gegen verkaufsoffene Sonntage in der Vorweihnachtszeit geklagt. Auch in Wuppertal fielen verkaufsoffene Sonntage ins Wasser.
Gestern gab der Rat mit den Stimmen von SPD, CDU, Grünen und FDP der Verwaltung mehrheitlich den Auftrag zur Genehmigung der von den Einzelhändlern beantragten verkaufsoffenen Sonntage. Doch ob an den beiden Tagen die Läden tatsächlich offen sein werden, steht noch nicht fest. Bei einer Klage von Verdi könnte der Ratsbeschluss vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf einkassiert werden.
Davon geht zum Beispiel die Fraktion Die Linke im Rat aus. Deren Fraktionsvorsitzender Gerd-Peter Zielezinski hielt ein Plädoyer für den arbeitsfreien Sonntag und warf der Verwaltung vor, nicht belastbare Zahlen bezüglich der Anziehungskraft von Schneemännern und Weihnachtswelt anzuführen. „Wenn die Verwaltung einen Vorschlag unterbreitet, dann gehe ich davon aus, dass er rechtskonform ist“, entgegnete ihm der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Jürgen Reese. Deutliche Worte äußerte er gegenüber der Verwaltung, die Vorschläge zur Lösung eines seit über einem Jahr schwelenden Problems erst vor wenigen Tagen vorgelegt zu haben. Einem solchen Beschluss werde die SPD im nächsten Jahr nicht mehr zustimmen. „Ich erwarte, dass zu Beginn des Jahres mit allen Beteiligten Lösungen erarbeitet werden. Wer erst im Herbst ausgeschlafen hat, der hat Pech gehabt“, sagte Klaus Jürgen Reese.