Herbert Cappel: Als Pferde noch Kapital waren
Herbert Cappel referierte über die Zeit, als es noch Straßenbahnen in Wuppertal gab.
Wuppertal. Viele Wuppertaler werden sich noch erinnern: Mit der Linie 606 ging es zum Bummeln nach Elberfeld; mit der Linie 1 machte man sonntags einen Ausflug in den Zoo. Das Straßenbahnnetz in Wuppertal war groß und vielseitig — und hat auch heute noch viele Fans. Einige davon waren jüngst in die Remise des Historischen Zentrums gekommen, um den Vortrag des Straßenbahnexperten Herbert Cappel (Foto unten: Gerhard Bartsch) von der Stiftung Regionale Verkehrsgeschichte zu hören. Einst selbst Straßenbahnfahrer, hat Cappel sich ausgiebig mit der Geschichte der Straßenbahnen in und um Wuppertal beschäftigt und wusste so sehr detailreich zu berichten.
„Straßenbahnen faszinieren mich seit meinem dritten Lebensjahr“, so Cappel, der an seinem Diaprojektor so manch altes Foto zeigte — angefangen mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen der alten Pferdebahn. Zwischen Sonnborn und Schwarzbach verkehrten die Wagen um die Jahrhundertwende. Auch aus dem Nähkästchen vermochte Cappel zu plaudern, wenn er erklärte, dass Schaffner und Personal zu jener Zeit höchst unfreundlich zu den Fahrgästen waren. Und doch: „Die Pferde wurden bestens behandelt, denn die waren ja das Kapital.“ Als dann die ersten motorisierten Wagen durchs Tal fuhren, mussten diese besonders leicht sein, um nicht an den Hängen der Stadt zu scheitern. Barrierefreiheit und Niedrigflurwagen waren damals noch lange nicht im Gespräch. Teilweise musste man drei Stufen hinausklettern — und natürlich auch wieder herunter, was zu einigen Problemen führte: „Und schon lag wieder ein Fahrgast auf der Straße.“
Der alte Bahnhof am Toelleturm, die Zahnradbahn, das Schienennetz über den Werth und genau am Rathaus vorbei: Immer wieder begeisterten Cappels Bilder seine Zuhörer, die in nostalgisches Lachen verfielen, beispielsweise beim Anblick des alten Ford Taunus am Straßenrand. Was auf den farblosen Bildern nicht zu sehen war, ergänzte Cappel mündlich, so auch die Farbgestaltung der Wagen.
Als dann aber immer mehr Autos durchs Tal fuhren, wurde die Straßenbahn nach und nach „unmodern“. 1987 ging dann deren Ära in Wuppertal zu Ende. Und doch wird die Erinnerung an die „dicke Berta“ und ihre Kolleginnen von einigen Begeisterten noch am Leben erhalten.