Gut für Wuppertal Hilferuf aus der Alten Feuerwache
Mirke. · Die Alte Feuerwache sammelt Spenden für die pädagogische Arbeit - wegen Corona sind Einnahmen weggefallen.
Das Essen in der Schule oder in der Alten Feuerwache fehlt. Jana-Sophia Ihle, pädagogische Leiterin der Alten Feuerwache, merkt, dass einige ihrer Schützlinge abgenommen haben während des Lockdowns. Etliche Eltern – selbst geprägt von schlimmen Erfahrungen – sind durch die Corona-Pandemie sehr verunsichert. Für die Kinder bedeutet das, dass viele zu Hause auf sich gestellt sind.
„Zum Teil ist es den Kindern nicht gut ergangen während des Lockdowns“, erzählt Jana-Sophia Ihle. „Der Kinderschutz hat enorm gelitten.“ Die Pädagogen der Alten Feuerwache erleben, dass durch die lange Zwangspause vieles, das sie zuvor in ein oder zwei Jahren bei den Kindern erreicht hatten, verloren ist. Sie beginnen wieder von vorne, Vertrauen aufzubauen, feste Regeln einzufordern. Zwar haben die Pädagogen auch während der Schließung täglich versucht, die Kinder telefonisch zu erreichen, oder haben Päckchen mit Spielen und Anregungen vorbeigebracht. „Aber die direkte, körperliche Zuwendung, die unmittelbare Beziehungsebene ist alternativlos“, betont Ihle.
Inzwischen dürfen wieder 30 Kinder unter Einhaltung eines strikten Hygienekonzeptes in die Alte Feuerwache kommen. Gezielt laden die Pädagogen dazu die Kinder ein, die das am dringendsten benötigen. Noch viel mehr würden gerne kommen; täglich werden die Pädagogen auf der Straße von ihren kleinen Klienten angesprochen. Normalerweise besuchen 80 Kinder das Haus, plus die Mütter mit Babys im Café Kinderwagen. Doch mit den Abstandsregeln passen derzeit nicht mehr Kinder in die Alte Feuerwache.
Ein weiteres Problem ist die Finanzierung: Bisher erwirtschaftete die Alte Feuerwache einen Teil des Budgets durch Vermietung ihrer Räume für Kindergeburtstage und Hochzeiten. Das ist jetzt weggebrochen. Zusätzlich fallen Spenden weg, die beispielsweise Service-Clubs sonst durch größere Aktionen sammeln. Und die öffentlichen Gelder wurden auch noch gekürzt. Deshalb sammelt die Alte Feuerwache jetzt Spenden auf Gut für Wuppertal. Nur so können sie ihr dringend notwendiges Angebot aufrecht erhalten.
Viel Personal ist derzeit besonders wichtig: Die Kinder brauchen feste Ansprechpartner, die wirklich Zeit haben für sie. Ein Glücksfall ist der Nutzgarten, den die Feuerwache seit einem Jahr dank einer Spende von Wolf Erlbruch hat. „Manche Kinder sind dort erstmals ansprechbar“, sagt Geschäftsführer Joachim Heiß. „Das ist für sie eine gute Möglichkeit, sich in geschütztem Rahmen in der Natur zu erholen.“ Engagiert haben die Kinder in den letzten Wochen dort Pflanzen gesät und Häuser für die beiden neuen Igel gebaut. Jetzt arbeitet das Team an Konzepten, wie sie in den Sommerferien möglichst viele Kinder fördern können. „Die himmelschreiende Ungerechtigkeit für die Kinder wurde durch die Krise noch viel größer“, ärgert sich Jana-Sophia Ihle.