Steampunk Historische Begegnung auf der Wuppertaler Hardt
Wuppertal · Die Engagementförderung der St.-Antonius-Gemeinde traf auf Anhänger der Steampunk-Bewegung.
Wer am grauen Sonntagmorgen über die Hardt spazierte, dem begegneten diverse Gruppen von malerischen Gestalten in historischen, manchmal auch fantasievollen Kostümen. Dahinter steckten zwei ganz unterschiedliche Gruppen mit historischem Interesse.
Die Engagementsförderung der katholischen Kirchengemeinde St. Antonius in Barmen hatte etliche Honoratioren aus längst vergangenen, für Barmen auch goldenen Zeiten aufgeboten. Und die „Steampunks“, die an die Zeiten des Schriftstellers Jules Verne (1828-1905) und des von ihm beschriebenen Umbruchs auf allen wissenschaftlichen Gebieten erinnern und sich auch durch nasse Wiesen nicht von einem gemütlichen Picknick abhalten ließen. Natürlich auch sie in zeitgemäßem Gewand.
Erinnerung an das Engagement einstiger Honoratioren
„Wir möchten daran erinnern, dass sich die Ratsherren (die waren damals ausschließlich maskulinen Geschlechts, d. Red) damals dem Allgemeinwohl verpflichtet sahen und selbstverständlich auch ehrenamtlich für die Kommune tätig waren“, berichtet Organisator Andreas Romano von der St. Antonius-Gemeinde. Er ist in die Rolle von Robert Barthels geschlüpft, des einstigen Unternehmers und Vorsitzenden des Barmer Verschönerungsvereins. Mit Zylinder und Gehrock bietet er einen höchst imposanten Anblick.
Ebenso strahlte Bernhard Lamprecht als Wilhelm August Bredt, Barmer Oberbürgermeister von 1857-1879, schlichte Würde aus: Er trug einen zeitlosen Dreiteiler mit „Vatermörder“-Kragen, markantem Kinnbart und mattglänzendem Zylinder.
Jochen Philipps verkörperte Justizrat Paul Weserfeld, den preußischen Staatsrat und Vorsitzenden der vornehmen Gesellschaft Concordia, die ihren Sitz noch heute gegenüber dem Barmer Rathaus hat. Ein Hut der Sorte Homburg und ein Spazierstock mit goldenem Knauf zierten den würdigen Herrn. An seiner Seite Pauline Luhn, deren Familie die Luhns-Werke in der Oberbarmer Schwarzbach betrieb. Ihr „Wagenrad“ repräsentierte die Hutmode wilhelminischer Zeit.
Da durfte auch die Geistlichkeit nicht fehlen. Lothar Dröse trat als Adolf Kolping auf, dem „Vater“ der wandernden Handwerksburschen, trug eine schwarze Soutane, ein Gebetbuch in der Hand und ein mildes Lächeln auf den Lippen.
Andreas Romano erklärte: „Wir möchten Geschichte und die Erinnerung daran erlebbar machen und die Wuppertaler Bürgerinnen und Bürger dazu aufrufen, sich zu engagieren und unser Gemeinwesen mitzugestalten.“ Er wies darauf hin, dass den Barmer Honoratioren der damaligen Zeit die Mitgliedschaft in der Gesellschaft Concordia ebenso wichtig war wie aktives Wirken im Barmer Verschönerungsverein. Der wollte der hart arbeitenden Bevölkerung im entstehenden industriellen Zeitalter Stätten der Erholung zur Verfügung stellen.
Es war mehr Zufall, dass das Treffen der Barmer Honoratioren mit dem der „Steampunks“ zusammenfiel, die sich mit ihren Interessenten im dreistelligen Bereich zwar nicht als feste Gruppe verstehen, sondern zwanglose Zusammenkünfte bevorzugen und sich diesmal oben auf der Hardt zu einem stilgerechten Picknick getroffen haben.
„Wir erinnern uns an die Visionen des Jules Verne, an Erfindungen wie die der Dampfmaschine. Und nachdem die Infektionszahlen endlich herunter gehen und man sich auch mal wieder mit Abstand im Freien treffen kann, haben wir heute diese Gelegenheit wahrgenommen“, verriet Peter Wohlers, der ein Kostüm aus der Zeit von Charles Dickens trug.
Er versicherte, dass sich alle Mitglieder der bunten Schar an die coronagerechte Abstandspflicht halten würden. Was lag näher, als dass die nostalgischen Gruppen Kontakt aufnahmen und sich über die längst vergangenen Zeiten austauschten? Verständlich, dass die Vergleiche zwischen heute und damals recht unterschiedlich ausfielen.