Schulmuseum Historische Zeugen im Wuppertaler Schaufenster

Wuppertal · Schulmuseum zeigt in einer großen Fensterfront am Werth eine alte Schultafel, einen Schülerarbeitsplatz und einen Abakus.

Die Ausstellung im Haus am Werth 91 bietet den Menschen einen kleinen Einblick in die historische Sammlung des Schulmuseums.

Foto: Anna Schwarz/ANNA SCHWARTZ

Dem aufmerksamen Fußgänger wird es aufgefallen sein: Eine große Fensterfront im Haus Am Werth 91 ist mit einer Ausstellung bestückt, die mit viel Liebe zur Schulgeschichte und zum Detail gestaltet ist.

Die schulhistorische Sammlung, die lange Zeit in den Räumen der Ulle-Hees-Schule untergebracht war, zog vor etwa zwei Jahren an die Adresse Am Werth 91 um. Die Räume in Nebentrakt der Förderschule, wo sie bis dahin ihre Bleibe hatte, wurden für das Unterrichtsgeschehen benötigt und konnten dem Verein nicht länger zur Verfügung gestellt werden.

Der Umzug ist vollbracht, Konzept ist ins Stocken geraten

Bürgermeister Heiner Fragemann, der Vorsitzende des Fördervereins der schulhistorischen Sammlung, erinnert sich: „Der ehemalige Schuldezernent Stefan Kühn hat für uns nach einer Alternative gesucht, weil er uns unsere angestammte Bleibe wegnehmen musste. Das Konzept sah – neben der Anmietung zweier Etagen in der Immobilie am Werth – auch die Übernahme der Miete für einen Zeitraum von fünf Jahren vor.“ Der reine Umzug ist längst vollbracht, der Aufbau einer Ausstellung und die Entwicklung eines trag- und förderfähigen Konzeptes allerdings ist bislang auch aufgrund fehlenden Personals ins Stocken geraten.

Für die Entwicklung des Museumskonzeptes wurden in der Vergangenheit vom Rat der Stadt bereits 60 000 Euro in den Haushalt 2023 eingestellt. Der Topf wurde bislang noch nicht abgerufen, weil ein handfestes Konzept fehlt. Der Aufbau der Ausstellung, die Inventarisierung und Katalogisierung des vorhandenen Fundus und die Beantragung weiterer Fördergelder etwa beim Landschaftsverband Rheinland sind dringende Aufgaben, die gestemmt werden müssten – allein, es fehlt an personeller Unterstützung und Kontinuität. Der Betrag durfte zunächst ins laufende Jahr 2024 übertragen werden und steht zur Nutzung bereit. Jetzt möchte Heiner Fragemann klären, ob der Betrag eventuell auch für Personalkosten ausgegeben werden darf, denn es muss jemand beschäftigt werden, der die nächsten Schritte koordiniert und die Entwicklung eines museumspädagogischen Konzeptes voranbringt. Auch die Planung eines barrierefreien Zugangs gehört zu den Aufgaben der Freunde der Barmer Schulgeschichte.

Bürgermeister Heiner Fragemann plant jetzt, einen runden Tisch nach den Sommerferien zu initiieren, um eine Positionsbestimmung auf den Weg zu bringen. Was ist da, was brauchen wir, wo wollen wir hin – das seien die zentralen Fragen für ein Projekt, das mit viel ehrenamtlichem Engagement und Idealismus begann, das aber jetzt stagniert.

Die Vorstellungen des Vereins gehen dahin, dass im angemieteten Untergeschoss Teile des historischen Ambientes einer Schule um die Jahrhundertwende rekonstruiert werden. Eine kleine Auswahl von Requisiten ist derzeit in der Schaufensterfront der angemieteten Räume zu sehen: Ein überdimensionaler Abakus mit hölzernen Calculi (Rechenkugeln), eine historische Schultafel, ein Schülerarbeitsplatz – das sind die historischen Zeugen der Schul- und Bildungsszene im Barmen um die Jahrhundertwende. „Gegenwart ist ohne Geschichte nicht zu denken“, begründet Heiner Fragemann die Anerkennung und Wertschätzung dieses Teils der Geschichte des vor 1928 selbstständigen Barmen.

Das Projekt auf eigene und unabhängige Füße stellen

Vor dem Hintergrund des Zeitraumes von fünf Jahren, während dessen die Stadt die Mietzahlungen übernimmt, läuft die Zeit. Der Vermieter sei kulturell interessiert und wünsche sich ein Museum in seiner Immobilie, beschreibt Heiner Fragemann die guten Rahmenbedingungen für das Vorhaben.

Dennoch muss das Projekt beizeiten auf eigene, unabhängige Füße gestellt werden. „Wenn wir vielleicht von Förderprogrammen des Landschaftsverbands profitieren können, ist eine längerfristige Perspektive nötig. Der Verband möchte Planungszeiträume von ungefähr zehn Jahren sehen“, beschreibt Heiner Fragemann die große Herausforderung. Für die zweite Jahreshälfte 2024 wünscht er sich, dass wenigstens das historische Klassenzimmer komplett wiederaufgebaut wird, und auch das Rektorzimmer könnte zeitnah rekonstruiert werden. Vereinsmitglieder hätten schon alte Holzfenster gesammelt – mit denen ließen sich schöne Kulissen bauen, schwärmt Fragemann.

Der erste Schritt in diese Richtung ist die aktuelle Schaufenster-Ausstellung, und eher zufällig ist Heiner Fragemann mit einer am Projekt interessierten Historikerin in Kontakt gekommen, die sich die Ausstellung anschaute und begeistert war.