Wuppertal Hitzige Podiumsdiskussion in der freien Kulturszene

OB Andreas Mucke hatte Austausch und Unterstützung angekündigt, enttäuschte aber.

Foto: A. Fischer

Wuppertal. Die freie Kulturszene ist in Wuppertal groß. Dem gegenüber steht die „hohe“ Kultur, vertreten durch die Wuppertaler Bühnen inklusive Sinfonieorchester und das Tanztheater Pina Bausch. Klappt alles, wird 2024 das Pina-Bausch-Zentrum hinzukommen. Jährlich treffen sich die freien Künstler, Tänzer, Schauspieler und Musiker, um sich auszutauschen. Zum zehnten Mal kamen sie nun zusammen, oben unter dem Dach des Cafés Ada, wo ein Klima wie in einer Sauna vorherrschte.

Das wurde sogar noch dadurch angeheizt, indem es zwischendurch hoch herging. Kulturjournalist Thomas Mau moderierte zunächst eine Podiumsdiskussion. Er resümierte, dass es nach 2008 ganz schlimm aussah. Die Bühnen bekamen einen finanziellen Deckel verpasst: „Das ist ein Tod auf Raten.“ Bei der freien Kultur wurden die Mittel gekürzt. Doch ein paar Jahre später passierte etwas nach dem Motto „jetzt erst recht“. Das Festival Viertelklang entstand wie die Literaturbiennale, der Jazzclub im Loch stimmt hoffnungsvoll. Eine Aufbruchstimmung sei da. Kulturdezernent Matthias Nocke gab ihm zwar recht, fragte aber rhetorisch: „Stimmung ja, aber ist der Aufbruch da?“ Eine Jahresausstellung mit Wuppertaler Künstlern im übernächsten Jahr sei auf gutem Wege.

Projektgeschäftsführer des Pina-Bausch-Zentrums Christian Koch hat vor, wenn es so weit ist, die freie Szene in seine Planungen einzubeziehen. Monika Heigermoser vom Kulturbüro erklärte, dass sie immer gerne für jeden beratend zur Seite stehe und helfe, Drittmittel für Projekte einzuwerben. Opernintendant Berthold Schneider betonte, dass die freie Szene und die „hohe“ Kultur voneinander profitieren können, wenn sie sich auf Augenhöhe bewegen. Maik Ollhoff vom Jazzclub Loch hofft, einmal professionelle Bedingungen mit vernünftigen Ga-gen schaffen zu können. Lars Emrich vom Verein „Freies Netz Werk Kultur“ ist überzeugt, gemeinsam mehr schaffen zu können. Geigerin Gunda Gottschalk wünscht sich einen Raum, um unabhängig arbeiten zu können.

Anschließend gab es seitens des Publikums trotz einiger positiver Lichtblicke doch einiges zu bemängeln. Etwa beklagte Musiker Ulrich Rasch, dass in Wuppertal oft nur für den Hut bei freiem Eintritt gespielt wird. Schneider widersprach der Überzeugung von Schauspieler Olaf Reitz, dass die „hohe“ Kultur ein Konkurrent zur freien Szene in Sachen Sponsorengelder sei: „Das ist ein Märchen“. Außerdem wird die Erstellung eines Kulturentwicklungsplans vermisst, an dem alle beteiligt sind.

Es gab viel Hin und Her. Rosig scheint es in der freien Kulturszene noch nicht auszusehen. Peter Vorsteher von den Grünen und Mitglied des Kulturausschusses, meldete sich mit einem Vorschlag: „Jährlich gibt die Stadt drei Millionen Euro an Beraterverträgen aus. Wenn man die Hälfte davon einsparen und diese 1,5 Millionen Euro der Kultur zugute kommen lassen würde, wären wir alle glücklich.“ Kommentare gab es dazu nicht.

Oberbürgermeister Andreas Mucke war auch da: Nach einer kurzen Begrüßung setzte er sich ins Publikum und hantierte oft konzentriert mit seinem Smartphone. In seiner von ihm unterschriebenen Einladung zu dem Meeting heißt es: „Besonders wichtig ist mir, mit Ihnen zu diskutieren und von Ihnen zu erfahren, wo Sie sich noch mehr Unterstützung durch die Stadt wüschen und welche Möglichkeiten es gibt, gemeinsam die kulturelle Szene weiter zu stärken“. Dieses Vorhaben setzte er nicht in die Tat um — und enttäuschte so viele. has