Personal Höheres Tarifgehalt würde Wuppertal 15 Millionen Euro kosten
Wuppertal · Die Forderung der Gewerkschaften für 10,5 Prozent mehr Lohn im öffentlichen Dienst stößt in der Politik auf Verständnis, allerdings auch auf Überraschung.
Sollten die Forderungen der Gewerkschaften nach einer Lohnerhöhung von 10,5 Prozent im Öffentlichen Dienst umgesetzt werden, würden für die Stadt Wuppertal im kommenden Jahr Mehrkosten von 15,4 Millionen Euro entstehen. Das teilte Kämmerer Johannes Slawig auf Anfrage der WZ mit. Die Gewerkschaften Verdi und die dbb (Deutscher Beamtenbund und Tarifunion) hatten Mitte Oktober verkündet, für den nächsten Tarifvertrag einen deutlich höheren Lohn für die Beschäftigen in den Kommunen zu einzufordern.
„Wir empfinden die Forderungen als viel zu hoch“, sagt Wuppertals Kämmerer Johannes Slawig, „erst recht in Bezug auf die kritische Situation der städtischen Haushalte. Wir haben Verständnis dafür, dass angesichts der Inflation eine höhere Tarifsteigerung als üblich notwendig scheint, aber dass die Forderung so hoch ausfällt, hat uns überrascht.“ Die Verwaltung habe versucht, eine erste finanzielle Hochrechnung zu machen: „Gegenüber dem bisherigen Plan würden bei diesem Tarif neben den 15,4 Millionen im kommenden Jahr für 2024 sogar Mehrkosten von 17,8 Millionen Euro entstehen. Das können die Haushalte gar nicht leisten.“ Die Forderung wäre für die Stadt „eine Katastrophe“.
Der bisherige Tarifvertrag läuft zum 31. Dezember aus. Da die Tarifverhandlungen erst im Januar beginnen, „werde ich keine konkrete Zahl nennen, die wir uns als Arbeitgeber vorstellen können.“ Allerdings müsse man auch berücksichtigen, dass der öffentliche Dienst im Gegensatz zu privaten Unternehmen sichere Arbeitsplätze biete. „Das wird eine sehr schwere Tarifrunde werden“. so Slawig.
Auch die Verwaltung hat mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen
Davon geht auch Klaus Lüdemann, finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Stadtrat, aus. „Ich gönne den Mitarbeitern der Verwaltung eine Gehaltserhöhung, zumal wir abwarten müssen, wie sich die Inflation weiterentwickelt. Manche munkeln ja, dass sie künftig sogar bei 20 Prozent liegen könnte.“ Gleichwohl schätzt er, dass der Wert der Erhöhung am Schluss unter 3,5 Prozent liegen könnte.
Ein Aspekt werde bei der Debatte jedoch vergessen: „Es wird auch in der Verwaltung durch den Fachkräftemangel immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden.“ Die Stadtverwaltung Wuppertal habe pro Jahr 200 Auszubildende. „Das muss erhöht werden.“ Auffällig sei dabei insbesondere der Mangel im Ressort „Straßen und Verkehr“, in dem unter anderem Verkehrsingenieure fehlen. „Das ist schon seit zehn Jahren ein Thema.“
Ludger Kineke, Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat, zeigt Verständnis für den überraschend hohen Appell: „Zum Einstieg in eine neue Tarifverhandlungsrunde gehört seitens der Gewerkschaften auch die Formulierung von Forderungen“, sagt Kineke. Dass diese angesichts der Inflation höher ausfallen, sei ersichtlich. „Allerdings treffen sie auf eine äußerst angespannte Haushaltslage.“ Es liege an den Tarifpartnern, bei den Verhandlungen ein Ergebnis zu erzielen, das sowohl für die Beschäftigten als auch für die Kommunen akzeptabel ist.