Wuppertal Hospiz macht Schule: Kinder beschäftigen sich mit Trauer

Wuppertal · Zum dritten Mal standen Tod und Sterben auf dem Stundenplan der Grundschule Marienstraße.

In der Projektwoche „Hospiz macht Schule“ beschäftigten sich Grundschulkinder und Hospizhelferinnen mit dem Tod - dabei ging es nicht nur traurig zu.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Am Ende hüpfen und tanzen alle in einer Polonaise fröhlich durch den Stuhlkreis. Denn die Musik hat sich von einem dunklen, traurigen „Lastenlied“, bei dem alle gebeugt durch den Kreis wandern, in ein lustiges Tanzstück gewandelt. So beenden die Kinder lachend eine Woche mit schwierigen Themen. Sie haben sich mit Tod, Sterben und Traurigsein beschäftigt. Trotzdem sagt ein Kind: „Das ist die tollste Projektwoche, die wir je hatten!“

„Hospiz macht Schule“ heißt ein Workshop für Grundschüler, den der Hospizdienst „Lebenszeiten“ zum dritten Mal an der Grundschule Marienstraße angeboten hat. Es soll Kindern Gelegenheit geben, sich mit Tod und Sterben auseinanderzusetzen, und dabei Möglichkeiten aufzeigen, damit umzugehen. Acht Hospizhelferinnen besuchten die Klasse 3a der Grundschule Marienstraße.

Das war zum Teil spannend, als etwa eine Notärztin den Kindern Rede und Antwort stand. „Man kann ja nicht alle Tage mit einer Ärztin sprechen“, sagt Anastasia (8). Oder als sie Checker Tobi, dem Reporter der gleichnamigen Kindersendung im Fernsehkanal Kika, zusahen, wie er eine Bestatterin besuchte.

Das war aber auch traurig, als sie den Film von dem Mädchen sahen, dessen Vogel Elvis gestorben ist, und das wütend alle anschrie „Gehört das so?“ „Manche haben geweint“, erzählt Nicolozi (9).

Trostideen bilden
jetzt einen Baum

Um ihre Gefühle auszudrücken, durften die Kinder mit Fingerfarbe malen, das kam gut an. Ruven (9) hat das Meer gemalt: „Ich finde das cool.“ Anastasia erzählt: „Ich habe so runde Figuren gemalt, eins war glücklich, eins war traurig.“

Sie haben beim Thema „Werden und Vergehen“ eigene Babybilder mit aktuellen Fotos verglichen und Geschichten gehört. Zum Beispiel „Leb’ wohl, lieber Dachs“, in der sich die Tiere an ihren toten Freund erinnern und daran, was er ihnen beigebracht hat. „Das haben sie in Erinnerung behalten“, erklärt Anastasia. „Das war dann ihr Schatz“, ergänzt Ruven.

Die Kinder haben gemeinsam überlegt, was man tun kann, wenn man traurig ist, und grüne Blätter mit Ideen zu einen Baum an der Klassentür zusammengeklebt. Da steht jetzt „Ich denke was Schönes“, „Döner essen und Musik hören“ und „wenn mich jemand umarmt und tröstet“. Schließlich durften die Kinder Trostbriefe an eine Person ihrer Wahl schreiben. Der kam wie die Bilder und weiteres Material in eine Mappe, die die Kinder mit nach Hause nahmen.

Wieviele Ideen die Kinder haben, hat Hospizbegleiterin Kerstin Archenhold beeindruckt: „Es wohnt ein Schatz in den Kindern“, sagt sie. Sie seien offen und neugierig gewesen, hätten viele Fragen gestellt und schnell Vertrauen gefasst.

Und „unglaublich schöne Ideen“ für Trost gehabt, „bis zu ,ein Haustier kaufen’“. Für sie sei das „ein wirklich bereicherndes Projekt“.

Sie freute sich, dass sich die Kinder so angenommen fühlten, dass einige von eigenen Verlusterfahrungen erzählt haben. So hätten zwei Kinder vom Tod der Großeltern erzählt und eines davon, dass es den Vater verloren hat – als sich die Eltern trennten.

Schulleiterin Andrea Oppermann lobt: „Das Projekt hat mich sehr überzeugt.“ Es sei sehr durchdacht und kindgerecht und helfe den Kindern, Gefühle zu zeigen: „Mein Ziel ist, dass Kinder lernen, dass es in Ordnung ist, traurig zu sein.“