IG tüftelt am Wuppertaler Export

Interessengemeinschaft Bergisches Bier sucht ein Gelände, auf dem in zwei Jahren die große Produktion starten kann. Bis dahin feilen die Mitglieder im kleinen Rahmen am Geschmack.

Foto: Anna Schwartz

Barmen. Die Schrotmühle verrichtet lautstark ihre Arbeit, während auf dem Herd nebenan große Töpfe mit Wasser dampfen. In der Luft liegt ein feiner Malzgeruch. Lars Nähle hält ein langes Thermometer in die Flüssigkeit, um den optimalen Moment zur Beigabe des Schrots zu bestimmen. Dabei darf nichts schiefgehen. In drei Schritten wird die kräftig duftende Mischung von 50 auf 70 Grad erhitzt. Genauigkeit ist dabei alles. Schon zwei Grad zuviel können das Ergebnis verderben. „Dann bleibt nur ein süßer Saft übrig“, erklärt der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Bergisches Bier.

Er und seine Mitstreiter haben an diesem Vormittag deutlich ehrgeizigere Ziele. In den Räumen der befreundeten Studentenverbindung Unitas an der Hünefeldstraße soll ein hochwertiges Exportbier gebraut werden. Der untergärige Gerstensaft war einmal eine begehrte Spezialität aus dem Tal. Doch das ist lange her. Anfang der 90er Jahre stellten die letzten großen Brauereien ihre Produktion im Stadtgebiet ein. Die Interessengemeinschaft möchte die Wuppertaler Bierkultur wiederbeleben und an die alte Tradition anknüpfen.

Seit 2012 wird das auf vielfältige Weise in die Praxis umgesetzt. Vor zwei Jahren wurde aus der Gemeinschaft von Bierenthusiasten ein Verein gegründet. Zur Arbeit gehören regelmäßige Braugänge, bei denen unterschiedliche Rezepturen in relativ überschaubarer Menge ausprobiert werden sollen. Diesmal sind 27 Liter Export das Ziel. Dabei geht Qualität vor Quantität. Verarbeitet wird etwa ungeschrotetes Getreide, das direkt vor Ort frisch gemahlen wird. Ähnlich wie bei einer Kaffeemühle entfalten sich die Aromastoffe dadurch besser. „Das sorgt für einen frischeren Geschmack“, sagt Lars Nähle.

Nach dem Abfiltern bleibt ein Sud übrig, der auch als Würze bezeichnet wird. Dieser wird nochmals aufgekocht. Anschließend kommen Hopfen und der sogenannte Nachguss hinzu. Im Gärkanister wird dann noch Hefe zugesetzt. All das dauert rund drei Stunden. Die genaue Rezeptur bleibt zusammen mit den Zeit- und Temperaturangaben natürlich geheim. „Wir haben viel herumexperimentiert und nähern uns langsam an“, sagt Lars Nähle. Frühere Versuche seien bereits zufriedenstellend ausgefallen. Für das aktuelle Ergebnis ist aber erst einmal Geduld gefragt. Vier bis sechs Wochen muss das Gebräu bei höchstens zehn Grad lagern. Beim untergärigen Verfahren sinkt die Hefe langsam nach unten.

Der Exportcharakter ist eher malzig. Auch wenn der Ausstoß im Moment noch gering ist, hat der Verein ambitionierte Ziele. In zwei Jahren soll eine Genossenschaft gegründet und wieder im größeren Stil Bier in Wuppertal gebraut werden. Rund 25 000 Hektoliter pro Jahr werden angepeilt. „Es soll aber natürlich keine Massenproduktion werden“, sagt die zweite Vorsitzende Astrid Fink. Ziel sei es, ein Bier zum Genießen herzustellen. „Unsere Umfragen haben ergeben, dass besonders das Wuppertaler Exportbier vermisst wird“, berichtet Fink. Daher werde gerade gezielt in diese Richtung entwickelt. Die erste Bügelflasche mit dem Genossenschaftsbier made in Wuppertal soll möglichst Mitte 2020 vertrieben werden. Dafür wird derzeit ein passendes Grundstück gesucht. „Wichtig wäre uns die Nähe zum Tal, da wir einen eigenen Brunnen planen“, sagt Lars Nähle. Für die Produktion würden 600 Quadratmeter Nutzfläche und hohe Räume für die Tanks benötigt. Unitas-Mitglied Werner-Walter Vahl kann sich noch gut an die goldenen Bierzeiten im Stadtgebiet erinnern und bedauert den Niedergang der großen Brauereien. „Wahrscheinlich haben die Wuppertaler deshalb so einen großen Durst“, sagt er schmunzelnd.