Konzert Im Kulturzentrum ziehen Stürme auf

Kantorei Barmen-Gemarke ließ Werke aus der Zeit des Barock erklingen.

Unter der Leitung von Alexander Lükens präsentierte sich die Kantorei Barmen-Gemarke stilsicher.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Man war heilfroh, trockenen Fußes und ohne zerzauste Haare in das Innere des Kulturzentrums Immanuel gekommen zu sein. Denn draußen regnete und stürmte es kräftig. Wer aber der Ansicht war, in diesem wasserdichten und sturmabweisenden Gemäuer ginge es hübsch ruhig zur Sache, befand sich auf dem Holzweg. Als hätte die Kantorei Barmen-Gemarke den richtigen Riecher gehabt, hob sie barocke Musik auf ihr Programm, bei der es musikalisch über weite Strecken ungestüm zur Sache geht. „Barocke Stürme“ lautete dementsprechend ihr drittes Abonnementskonzert.

Eigens dafür hatte der traditionsreiche Chor das ausgewiesene Barockensemble „Neue Hofkapelle Osnabrück“ engagiert. Sie wurde ihrem guten Ruf voll gerecht.

Den Schalk im Nacken konnten berühmte Komponisten aus dieser Epoche haben. Bei einem Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo in A-Dur von Georg Philipp Telemann quäken Frösche während der Paarungszeit wild durch die Gegend. Ein Satz aus dem Schlachtengemälde („Battalia à 10“) Heinrich Ignaz Franz Bibers lautet treffend, gespickt mit bewusst falschen Tönen „die liederliche gselschaft von allerley Humor“. Der Titel „La tempesta di mare“ (der Seesturm) eines Flötenkonzerts Antonio Vivaldis ist Programm: Heftigst geht es darin musikalisch zur Sache. Im Flötenkonzert „La notte“ (die Nacht) spukt es und im ausgelassenen „La Follia“ (die Verrücktheit) von ihm geht es auch nicht immer seriös zu. Mit Barbara Heindlmeier (Blockflöte) und dem ersten Geiger Christian Heinecke führte das Orchester erstklassig diese kurzweiligen Stücke – es kam selbstredend ohne Dirigenten aus – frisch, schwungvoll und mit viel Spielwitz auf.

Alle Passagen wurden
stilsicher intoniert

Danach ging es in die Gefilde der mythischen Antike. Der französische Komponist Marin Marais beschäftigte sich mit dem elften Buch von Ovids „Metamorphosen“ und schrieb die zweieinhalbstündige fünfaktige Oper „Alcione“. Heimtückische Machenschaften darin wie oft in solchen Bühnenwerken vor. Der Tod ist natürlich mit im Spiel. Auch sinkt ein Schiff im Sturm (die Windmaschine rattert gnadenlos im Orchester). Eine halbe Stunde daraus wurde präsentiert. Von der Hofkapelle mitatmend begleitet, legte sich unter Alexander Lükens umsichtiger Leitung die Kantorei Barmen-Gemarke hoch engagiert mächtig ins Zeug und intonierte ihre Passagen sehr stilvoll. Sopranistin Theresa Klose stellte sich als eine talentierte Nachwuchssängerin vor. Sie und Tenor Marco Agostini vom Wuppertaler Opernchors gestalteten ihre Solopartien und Duette sehr ausdrucksstark.

Herzlicher, lang anhaltender Beifall war der Dank für dieses kurzweilige Barockkonzert.