Im neuen Außengehege blüht Epulu auf
Der Schimpanse fühlt sich in der neuen Anlage des Affenhauses offensichtlich pudelwohl. Die WZ hat ihn und Weibchen Kitoto besucht.
Zoo. Es ist früh am Morgen, und die ersten Besucher kaufen gerade am Zooeingang ihre Eintrittskarten. Epulu und Kitoto, die beiden Schimpansen im Wuppertaler Zoo, haben die laue Sommernacht unter freiem Himmel im neuen Außengehege verbracht. Und während es sich Kitoto, das Schimpansenweibchen, in seinem „Nest“ in den Baumwipfeln gemütlich macht, um die ersten warmen Sonnenstrahlen zu genießen, scheint Epulu ungeduldig am Boden auf die ersten Zoobesucher zu warten.
1968 wurde Epulu in Wuppertal geboren und in der Familie des früheren Zoodirektors Gerhard Haas wie ein Kind aufgezogen. Epulu wurde auf Menschen geprägt, weshalb er besonders stark auf sie reagiert und selbst seiner Gefährtin Kitoto weniger Beachtung schenkt. Sofort läuft Epulu hinunter zur Glasscheibe des Außengeheges, als sich Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz und Kurator André Stadler nähern. Epulu wirkt sehr neugierig, ist ansonsten völlig entspannt. Dabei war gerade Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz bisher sein erklärter Rivale. Doch das hat sich mit Epulus Ausflügen ins Außengehege geändert. Dominanzgebärden sind an diesem Morgen nicht zu sehen, obwohl ihn — anders als im Inneren des Affenhauses — tatsächlich nur einige Millimeter Glas von seinem vermeintlichen Widersacher trennen.
Dr. Arne Lawrenz, Zoodirektor, über sein Verhältnis zu Epulu
„Er hat immer sehr stark auf mich reagiert und gegen die Scheiben geschlagen. Dabei habe ich Epulu noch nie behandeln müssen. Vielleicht nimmt er mir übel, dass ich schon zwei seiner Weibchen in Narkose versetzen musste“, sagt Dr. Arne Lawrenz, der den Schimpansen freundlich mit dem Kosenamen „Butzemännchen“ begrüßt.
Wegen der Schimpansenhaltung hatte der Wuppertaler Zoo vor allem von Tierschutzorganisationen viel Kritik einstecken müssen. Hauptkritikpunkt war das fehlende Außengehege, das sich Epulu und Kitoto jetzt mit den Zwergschimpansen, den Bonobos, teilen. Umso größer ist die Freude der Zooleitung darüber, dass gerade Epulu und Kitoto in der neuen Umgebung aufblühen.
Viel Spaß haben haben die Besucher des Zoos daran, dass Epulu auch an ihnen viel Interesse zeigt. Und auch die Zoobesucher haben sich ein Lob verdient. Bisher seien sie mit dem Menschenaffen auf der anderen Seite der Glasscheibe, einem der ältesten Bewohner des Wuppertaler Zoo, sehr respektvoll umgegangen. Sein Seniorenalter von 46 Jahren sei Epulu zwar anzusehen, aber er befinde sich in einem dafür sehr guten körperlichen Zustand, sagt Dr. Arne Lawrenz.
Schimpansen sind robuster als Bonobos, die nur bei Temperaturen über 15 Grad nach draußen dürfen. Am Abend und bei kühleren Temperaturen sind deshalb Epulu und Kitoto an der Reihe. „Außen gibt es für sie Beschäftigungsfutter. Die richtigen Leckereien locken drinnen im Haus“, sagt Kurator André Stadler und verrät damit, wie der „Wachwechsel“ vonstatten geht.
„Die Anlage ist ein voller Erfolg. Es war richtig, Epulu nicht in einen anderen Zoo zu geben. Wegen seiner Fehlprägung ist die Gefahr einfach zu groß, dass er sich nicht mehr in eine Gruppe einfügt und von anderen Männchen gebissen oder gar getötet wird“, sagt der Zoodirektor. Gespannt ist Kurator Stadler, ob die relativ wetterfesten Schimpansenauch in der kälteren Jahreszeit das Außengehege der Fußbodenheizung im Affenhaus vorziehen. „Wir können im Herbst ja üben. Vielleicht macht Epulu sogar einmal einen Ausflug in den Schnee.“