Immer schön Balance halten: Per Segway durch das Burgholz

Erstmals konnten Wuppertaler das Arboretum per Elektro-Roller erkunden — leise, flott und mit ganz viel Fahrspaß. Die WZ fuhr bei der Tour mit.

Burgholz. Ein leises Surren naht heran und bahnt sich seinen Weg durchs Burgholz. Dann taucht hinter der Kurve auch schon das erste Reifenpaar auf, gefolgt von zwölf weiteren. Auf der kleinen Plattform zwischen den Reifen stehen zwei Füße, die mit einer gesunden Prise Gleichgewicht und etwas Feingefühl die Geschwindigkeit bestimmen. Für die Richtungswechsel verfügt das kuriose Gefährt noch über eine etwa hüfthohe Lenkstange — willkommen bei der ersten Burgholz-Führung auf dem Segway, einem zweirädrigen Elektro-Roller.

Wie sie da im Wald um die Kurve biegen, bieten die dreizehn Teilnehmer der Führung dem ahnungslosen Spaziergänger erst einmal ein merkwürdiges Bild. Doch die Verblüffung weicht schnell der neidvollen Anerkennung: „Die sind voll cool, die Dinger“, sagen zwei Jugendliche einstimmig, die ihr Fahrrad schnaufend den Berg raufschieben, während die flotten Flitzer an ihnen vorbeiziehen. Und soviel sei schon verraten: Auf den Segways die Balance zu halten, ist kinderleicht — und macht im Burgholz einen Riesenspaß.

Die erste Tour durch das Arboretum leitet Rüdiger Fuhr, seit drei Jahren begeisterter Segway-Fahrer und Trekking-Führer. Zwei Stunden dauert die Fahrt — technisch kein Problem: „Der Akku lädt sich beim Bergabfahren wieder auf. Daher können meine Touren auch schon mal bis zu vier Stunden dauern“, erzählt Fuhr. So geht es in flottem Tempo vorbei an einheimischen Baumarten sowie nordamerikanischen Gewächsen wie Mammutbäumen, Kalifornischen Weihrauchzedern und einer Küstensequoie — insgesamt sieben Kilometer bergauf und bergab.

Bei der ersten größeren Steigung von etwa 15 Prozent fahren die Teilnehmer noch eher zögerlich — doch die 20 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit sind nach einer kurzen Eingewöhnung schnell erreicht. „Das macht richtig Laune“, sagt Bernd Markhoff, der nicht zum ersten Mal auf einem Segway steht und daher Erfahrung mitbringe. Zusammen mit seiner Freundin Katja Pexa nimm er an der Tour teil — wobei letztere einen Wermutstropfen feststellt: „Es bleibt nicht viel Zeit, um die Natur in vollen Zügen zu genießen.“

Bernd Markhoff, Tour-Teilnehmer.

Dazu verlangen die Segways den Mitfahrern auch zuviel Konzentration ab: „Das Segway verzeiht nichts“, sagt Rüdiger Fuhr — daher musste er die Premiere seiner Waldtour auch eine Woche später stattfinden lassen als zunächst geplant. Denn am 3. Juni machten ihm zu viel Regen und aufgeweichter Waldboden einen Strich durch die Rechnung.

Zwar fühle man sich sehr schnell auf dem flotten Roller — doch gerade das sei nicht ungefährlich: „Wenn man mit einem Reifen beispielsweise in ein Schlammloch fährt, kann der Reifen durchdrehen, während der andere noch Halt hat — und schon kippt man.“ Damit es nicht soweit kommt, hat Fuhr vor der Tour ausführlich Lenkung, Stand und vor allem auch das Bremsen erklärt. Gerade letzteres ist nicht ohne: Eine Bremse sucht der Fahrer nämlich vergeblich, das Segway wird allein mit Gewichtsverlagerung gestoppt. Lehnt man sich nach vorn, wird es schneller — lehnt man sich zurück, wird es langsamer, bleibt stehen und rollt schließlich rückwärts.

Klingt schwierig? Ist es aber nicht! Nach der ersten Tour mit Fuhr bleibt nur das Fazit: Die Segway-Fahrten durch Wuppertals interessantesten Wald bergen eine echte Gefahr — akutes Suchtpotenzial.