Wanderung In fünf Jahren soll die Wupper renaturiert sein

Elberfeld. · Bei einem Rundgang erklärten Stadt und Wupperverband einzelne Projektabschnitte.

Haben den Fluss im Blick: Die Teilnehmer der Wanderung.

Foto: Fischer, Andreas H503840

„Die Wupper ist tatsächlich so schwarz, dass wenn Sie einen Nationalliberalen darin untertauchen, Sie ihn als Zentrumsmann wieder herausziehen können.“ Das sagte der damalige SPD-Politiker Philipp Scheidemann 1904 über die Wupper. Heute ist sie längst kein schwarzer Fluss mehr. Viele Stellen im Flusslauf sind klar einsichtbar und Tiere wie Fische oder Reiher lassen sich oft auch im Stadtgebiet beobachten. Das war lange nicht der Fall, denn bis 1971 lebten keine Fische in der Wupper. Das und noch vieles mehr erzählten Reinhard Gierse aus dem Umweltressort der Stadt und Ursula Koukolitschek vom Wupperverband am Freitag bei einem Rundgang entlang des Flusses.

Aufgrund des Schwebebahn-Ausfalls und der Corona-Pandemie gab es ein abgespecktes Programm. Auf einer Strecke von fünf Kilometern ging es für die zwölf Personen zu renaturierten Stellen zwischen Robert-Daum-Platz und der Bayer-Sporthalle in Sonnborn. Unterwegs legten die beiden Naturkundeführer Pausen ein, in denen die Teilnehmer mit wissenswerten Details zu den Renaturierungsprojekten versorgt wurden. So ging es durch das Quartier am Arrenberg, wo die Renaturierung zwischen Robert-Daum-Platz und Pestalozzistraße bereits umgesetzt wurde, um dann über Bayer-Werke und Stadion den Endpunkt zu erreichen.

Hier gebe es bereits einige Hausgärten, die direkt an die Wupper angrenzen, berichtet Gierse. Die Privatpersonen, die dort leben, seien oft Wupperpaten. Sie kümmern sich um den Teil der Wupper, der an ihr Heim angrenzt. Koukolitschek und Gierse versuchten zudem zu erklären, warum Wuppertal eine Stadt ist, deren Bewohner nur selten stolz auf ihren Fluss sind. Dies hänge vor allem mit der Industrialisierung zusammen. Denn im 19. Jahrhundert hätten die vielen Schleifkotten, Gerbereien oder Färbereien ihren Abfall im Fluss beseitigt. Daraus resultierte dann der Zustand, den Scheidemann später beschrieb, auch gebürtige Wuppertaler wie Friedrich Engels oder Else Lasker-Schüler hielten nicht viel von der Wupper, wie Gierse weiter erklärte. Sie geriet immer mehr aus den Köpfen, sie wurde sehr eng bebaut, während andere Städte ihre Flussufer als Aufenthaltsorte nutzten. In den 1980er-Jahren wurde der Fluss dann ein Thema in der Kommunalpolitik und mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie von 2000 wurde spätestens der Startpunkt für Renaturierungen gesetzt. In den nächsten fünf Jahren soll die Wupper so weit wie möglich renaturiert werden, dass insgesamt ein guterZustand des Gewässers besteht. vs