Kultur Kein Fall für den Archäologen, sondern für die Kripo

Jürgen Kasten liest aus seinem neuen Wuppertal-Krimi

Jürgen Kasten hat im Innenhof der Rathausgalerie gelesen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Saison für Outdoor-Veranstaltungen geht langsam zu Ende – und entsprechend groß war der Andrang bei der letzten Open Air-Lesung des Glücksbuchladens. Die Gäste füllten den Innenhof der Rathausgalerie und machten nicht nur Kerstin Hardenburg Freude. „So viele Zuschauer wünscht man sich bei jeder Lesung“, kommentierte Jürgen Kasten.

Der Wuppertaler Autor hatte frischen Lesestoff dabei. „Begraben in Wuppertal“ ist der zweite Krimi, in dem er den ewig miesepetrigen Kommissar Fiebig ermitteln lässt. Wird es knifflig, kann er sich weiterhin auf die Unterstützung seiner Kollegin Elke Fassbender und des Journalisten Lars Lombardi verlassen. Wie der Titel schon sagt – auch diesmal hat Kasten den Wunsch seines Verlags erfüllt, „viel von der Stadt“ zu erzählen. Zu den Schauplätzen gehören unter anderem die Südhöhen, der Laurentiusplatz und mehr als einmal der Hardtstollen.

Hobby-Historiker brechen
in den Stollen ein

Hier stieg der Vorleser – nach einem Prolog, in dem er das Publikum mit der Vorgeschichte bekannt machte – ins Geschehen ein. Passend zur Abendstimmung im Innenhof berichtete er vom Hobby-Historiker Kotthausen, der im Schutz der Dunkelheit in den Stollen einbrechen will. Denn Kotthausen ist sich sicher, dass sich das Petersburger Bernsteinzimmer im Höhlensystem unter der Hardt befindet. Doch ehe der Schatzsucher eindringen kann, trifft ihn eine Kugel.

Kasten überließ es der Fantasie seiner Zuhörerschaft, sich den Mordanschlag auszumalen. Er selbst trug den Text nüchtern, fast unterkühlt vor. Die Stärke seines Vortrags zeigte sich spätestens dann, wenn es mehr um die Charaktere als um die Handlung ging. Über den Sturkopf Kotthausen konnte man jedenfalls herzhaft lachen. Manch einer dachte dabei wohl an das reale Vorbild: den Leipziger Karl-Heinz Kleine, der vor ein paar Jahren in Wuppertaler Gängen und Bunkern das verschollene Bernsteinzimmer vermutete.

Gespür für Timing und Pointen bewies Kasten auch, wenn er sich an die Fersen seines Kommissars heftete. Fiebig steigt mit einer Gruppe von Höhlenforschern in die Hardtkaverne ein und fühlt sich dabei reichlich deplatziert. Trotz seines Unwohlseins erkennt er jedoch als erster, dass die dort aufgefundenen Knochen kein Fall für den Archäologen, sondern für die Kripo sind.

Anders als seine Hauptfigur war der Autor beeindruckt von der Hardthöhle, die er mit dem Arbeitskreis Kluterthöhle besichtigt hat. Im Buch schildert er plastisch Urzeitschnecken und andere Fossilien, die er mit eigenen Augen gesehen hat. Er könne jedem empfehlen, so Kasten, mal eine Führung unter der Hardt mitzumachen.

Den musikalischen Akzent des Abends setzte Christine Flunkert. Die Jazz-Standards, die sie auf dem Saxophon interpretierte, fügten sich stimmig in die Lesung ein. Wenn sie das Thema aus dem Film „Der rosarote Panther“ spielte, hatte man nicht nur die Zeichentrickfigur im Kopf. Nah lag auch der Gedanke an Inspektor Clouseau – einen Leinwandhelden, der mindestens genauso spleenig ist wie Kastens Ermittler Fiebig.

Auch wenn Kerstin Hardenburg dieses Jahr keine Open Air-Veranstaltungen mehr macht – die Reihe geht „indoor“ weiter. Am 29. Oktober präsentiert sie im Kontakthof eine Hommage an Leonard Cohen. Seine Songs werden von den Gitarristen Klaus Grabenhorst und Martin Giessmann interpretiert. Beginn ist um 20 Uhr, und der Eintritt beträgt zehn Euro.