Campus Wuppertal In Wuppertal bekommen wieder mehr Studenten Bafög und nehmen Darlehen auf
Fritz Berger vom Hochschul-Sozialwerk sieht trotz Reform aber keine Trendwende.
Im vergangenen Jahr haben mehr Studenten Bafög bekommen als im Jahr davor, ebenso haben Studierende mehr Darlehen aufgenommen. Das geht aus Zahlen des Hochschul-Sozialwerks Wuppertal hervor.
Demnach gab es beim Bafög, der Ausbildungsförderung für Studenten, eine Steigerung von 7,8 Prozent gegenüber 2018. Sandra Bischof, Abteilungsleiterin Studienfinanzierung, sagt, damit habe es im Jahr 2019 3535 geförderte Studenten gegeben – im Jahr zuvor seien es 3279 gewesen. Und das bei insgesamt fast 24 000 Studenten.
Das Bafög
verliere an Bedeutung
Fritz Berger, Leiter des Hochschul-Sozialwerks, sagt, damit sei Wuppertal die einzige Uni in NRW, an der nach der Bafög-Reform 2019 ein Zulauf zu spüren sei. Er kritisiert generell einen Bedeutungsverlust des Bafögs sowie den fortdauernden „Sinkflug“ der Anträge. Dem sei auch mit der leichten Steigerung kein Riegel vorgeschoben. Er sagt, heute würden 15 Prozent der Studierenden gefördert, früher seien es 20 bis 23 gewesen. Im Schnitt bekommen sie etwa 500 Euro. Die höchste mögliche Fördersumme liegt bei 861 Euro.
Gleichzeitig ist auch neben dem Bafög ein Förderbedarf spürbar. Die Darlehenskasse der zwölf Hochschul-Sozialwerke, Daka, habe im vergangenen Jahr in Wuppertal eine Steigerung der Anträge um 35 Prozent verzeichnet – was in 34 Darlehen übersetzt werden muss. Die Daka gibt bis zu 12 000 Euro zinslose Darlehen, die angelehnt an den Bafög-Höchstsatz über ein Jahr ausgezahlt werden. Bischof erklärt, dass die Darlehen aushelfen sollen, wenn das Bafög nicht mehr zur Verfügung steht – etwa wenn nicht genug Punkte zu einem bestimmten Zeitpunkt im Studiun erbracht worden sind, oder die Regelstudienzeit überzogen worden ist. Berger sagt, dass 35 Prozent der Studenten die Regelstudienzeit überziehen. Das ist also keine Seltenheit.
Wuppertaler Studenten haben nach der letzten Erhebung von 2017 im Schnitt 901 Euro. Im Landesschnitt haben Studenten (Erststudium, ledig, nicht bei den Eltern wohnend) mehr als 944 Euro, im Bundesschnitt 918 Euro. In Wuppertal habe sich der Schnitt seit 2012 nicht geändert, sagte Berger schon damals.
Bafög sei für die Studenten aber leider zunehmend irrelevant geworden, meint Berger. Die Gehälter der Eltern (etwa wegen tariflich bezahlter Jobs) seien gestiegen, die Freibeträge aber nicht angepasst worden – so seien immer mehr aus der Förderung gefallen. Anderen sei der Aufwand zu hoch für zu wenig Förderung. Die Reform habe im ersten Schritt zu höheren Sätzen geführt – im nächsten sollen Freigrenzen angepasst werden. Der große Wurf sei das aber nicht, sagt Berger.
In diesem Jahr soll es eine neue Studierendenbefragung geben. Erstmals soll sie im Verbund mit den Hochschulen erhoben werden, statt allein von den Studentenwerken.