Arbeitsmarkt DGB kritisiert Trend zum Zeitvertrag

Wuppertal · Im vergangenen Jahr war beinahe jede zweite Neueinstellung in Wuppertal befristet.

 In Wuppertal wird fast die Hälfte aller Arbeitsplätze nur befristet vergeben.

In Wuppertal wird fast die Hälfte aller Arbeitsplätze nur befristet vergeben.

Foto: dpa-tmn/Karolin Krämer

Der Deutsche Gewerkschaftsbund Wuppertal (DGB) weist darauf hin, dass 2018 fast jede zweite sozialversicherungspflichtige Neueinstellung in Wuppertal zeitlich befristet war. Besonders betroffen seien davon Arbeitsstellen im Bereich Erziehung und Unterricht. Hier liegt die Quote laut DGB bei inzwischen fast 77 Prozent aller neuen Arbeitsverträge. Überdurchschnittlich stark von Befristungen seien Beschäftigte unter 25 Jahren (55 Prozent) und Personen , die eine Tätigkeit im Helferbereich (57,1 Prozent) ausüben.

Auffallend sei aber auch, dass mehr als 37 Prozent aller neu eingestellten Fachkräfte in Wuppertal einen zeitlich begrenzten Arbeitsvertrag erhalten. Und dies, kritisiert der DGB, obwohl die Unternehmen über Fachkräftemangel klagen. Die insgesamt hohen Zahlen verdeutlichten, dass Befristungen längst keine Trenderscheinung mehr seien, sondern ein Massenphänomen.

„Wir können es nicht hinnehmen, dass immer mehr Beschäftigte Angst um ihre Arbeit und ihre Zukunft haben müssen. Die Regierungsparteien haben im Koalitionsvertrag vereinbart, den Missbrauch von jahrelangen Kettenbefristungen und von Befristungen ohne Sachgrund abzuschaffen. Nach der parlamentarischen Sommerpause müssen endlich Taten folgen. Denn ,,Gute Arbeit‘‘ heißt auch unbefristete Arbeit mit Perspektiven!“, so der Vorsitzende des DGB-Stadtverbandes, Guido Grüning.

Wer befristet eingestellt sei, der könne auch in anderen Lebensbereichen nicht langfristig planen. Knapp 80 Prozent der befristeten Verträge in Deutschland hätten eine Laufzeit von unter zwei Jahren (Statistisches Bundesamt 2017). Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche oder beim Versuch einer Kreditaufnahme seien die Folge. Auch Ehe und Familienplanung würden dadurch erschwert.

Bei ausländischen Beschäftigten könne eine Befristung zudem nach mehreren Jahren Aufenthalt darüber entscheiden, ob sie in Deutschland bleiben können oder nicht. Wie schon bei einer Befragung des DGB festgestellt, seien Zukunftssorgen bei befristet Beschäftigten deutlich weiter verbreitet als bei unbefristeten.

Bei der Agentur für Arbeit waren im Juli 87,4 Prozent der gemeldete Stellen unbefristete Arbeitsstellen. Dies lasse aber keinen Schluss auf die Entwicklung in den vergangenen Jahren zu. Der hohe Anteil der unbefristeten Stellen in der Gruppe Erziehung und Unterricht sei darauf zurück zu führen, dass das Land NRW viele angestellte Lehrer mit Zeitverträgen ausstatte, die vor den Sommerferien auslaufen. „Die melden sich dann für die sechs Wochen bei uns an“, sagt Regina Wallau von der Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal. Zum neuen Schuljahr werden dann neue Zeitverträge abgeschlossen.

Für den hohen Anteil der Zeitverträge bei Neueinstellungen für Facharbeiter gibt es ebenfalls eine Erklärung. „Die Arbeitgeber haben so Zeit, ihre Mitarbeiter gründlich kennenzulernen. Dieses Vorgehen ist in den vergangenen Jahren etwas eingerissen“, sagt Regina Wallau. Kritiker dieser Methode sprechen auch von einer künstlich verlängerten Probezeit. Da die Nachfrage nach Facharbeitern wächst, steigen die Chancen auf eine Festeinstellung - und das im Idealfall für den Arbeitnehmer zu einem früheren Zeitpunkt.