Ingenieure verzweifelt gesucht: BeST „regelt das“
Bergisches Schultechnikum: In Kursen sollen Schüler für die Naturwissenschaften begeistert werden.
Wuppertal. Es gluckert und blubbert in den Rohren der Arbeitsstation im Testlabor der Bergischen Universität. Dreht man an einem der Ventile des Modells, schlägt eine Linie auf einem PC-Monitor aus. Doch vor den Rechnern sitzen nicht etwa Studenten, die hier Automatisierungsprozesse regeln und die dafür nötigen Parameter entwickeln, sondern Schüler und Schülerinnen der Jahrgangsstufen 9 bis 12. In ihrer Freizeit besuchen sie den Kurs "Ich regel’ das" des Bergischen Schul-Technikums, kurz BeST.
Im Herbst 2007 gegründet, haben bereits mehr als 1700 Jugendliche solche kostenfreie Angebote von BeST genutzt. Davon sind 36 Prozent Mädchen. Die Dringlichkeit eines solchen Projektes wird deutlich, blickt man auf den Rückgang der Studierendenzahlen in den Ingenieurwissenschaften. In den vergangenen zwölf Jahren sind die Einschreibungen bundesweit um 50 Prozent zurückgegangen. "Natürlich ist es uns ein Anliegen, dem Ingenieurmangel entgegen zu wirken", betont Professor Anton Kummert, Prodekan des Fachbereichs Elektrotechnik der Bergischen Universität.
Es gibt bereits Erfolge: Alexander Kierdorf berichtet, dass er an der ersten Kursphase von BeST teilgenommen hat. "Nachdem das Projekt an meiner Schule vorgestellt wurde, habe mich für einen Kurs zu regenerativen Energien angemeldet", sagt er. Heute studiert er Elektrotechnik.
Ein Erfolg, auf den Projektleiter Pascal Kurre stolz ist. Den demographischen Wandel kann aber auch er nicht aufhalten. Umso wichtiger ist es, Jugendliche früh für technische Berufe zu interessieren. "Für das Bergische Land ist der Nachwuchsmangel in diesen Berufen besonders besorgniserregend, weil die Wirtschaftsstruktur der Unternehmen ausgesprochen technikorientiert ist", erklärt Martin Klebe, Chef der Agentur für Arbeit Wuppertal, die das Projekt mit einer Anschubfinanzierung von 600.000 Euro bezuschusst hat.
"Aber auch die Unternehmer aus der Region müssen den Mehrwert des Projektes begreifen", sagt Kurre, der die Weiterführung in Gefahr sieht, wenn die Finanzierung 2011 ausläuft. Neue Kursangebote beginnen nach den Sommerferien. Wer teilnehmen möchte, kann sich ab der letzten Woche der Sommerferien anmelden.