„Inklusion ist ein Menschenrecht“

Landtagskandidaten diskutieren im Kolpinghaus mit der WZ.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Über so eine Zuhörerin freut sich jeder Moderator einer Diskussion, Politiker kommen dagegen bei solchen Nachfragen mitunter ins Schleudern. Sie höre immer wieder über den Bürokratieabbau, den die Parteien umsetzen wollten, sagt die Besucherin der Diskussion zum Thema „NRW wählt“, bei dem sich am Mittwochabend im Kolpinghaus sechs Landtagskandidaten präsentieren.

Nun wolle sie wissen, wie die Parteien das konkret umsetzen wollten. Die Ausführungen des SPD-Landtagsabgeordneten Andreas Bialas überzeugen sie nicht, auch CDU-Vertreter Hans-Jörg Herhausen lässt sie ratlos zurück: „Sie beschreiben das Elend, wo ist die Lösung?“

Je nach politischer Zugehörigkeit präsentieren die Kandidaten in der Diskussion, die von dem stellvertretenden WZ-Chefredakteur und Wuppertaler Lokalchef Lothar Leuschen moderiert wird, unterschiedliche Vorschläge. Herhausen und FDP-Kandidat Oliver Walgenbach nehmen sich vor allem das Tariftreue- und Vergabegesetz NRW vor, sehen sie darin doch ein Regelwerk, das für einen „Bürokratiewulst“ (Walgenbach) und einen „Riesenaufwand“ (Herhausen) sorge. SPD-Mann Bialas will dagegen trotz Nachfrage keine Bereiche nennen, in denen Bürokratie abgebaut werden könnte.

Kontrovers wird zudem das Thema Inklusion diskutiert, Moderator Leuschen weist auf Fehlentwicklungen bei der Umsetzung des gemeinsamen Lernens hin. SPD-Mann Bialas verteidigt die rot-grüne Landesregierung für ihre Inklusionspläne: Derzeit würden noch 80 Prozent der behinderten Schüler in Förderschulen unterrichtet, die Eltern wollten ihre Kinder dagegen an Regelschulen bringen.

Bei dem neben ihm sitzenden unabhängigen Kandidaten Jörg Heynkes findet er in dieser Frage wenig koalitionäre Unterstützung. Die Politik müsse die „Lebensrealität“ der Menschen anerkennen - und die besage, dass die Lehrer in den Regelschulen nicht in der Lage seien, den zusätzlichen sonderpädagogischen Bedarf zu erfüllen. Die Inklusion in ihrer bisherigen Form sei „Murks“, sagt Heynkes. Da besteht Einigkeit mit den grundsätzlich kritischen Einschätzungen von CDU und FDP in Sachen Inklusion. Linken-Vertreter Jens Jürschke betont , dass Inklusion „ein Menschenrecht“ sei.

Da mit Hartmut Beucker ein AfD-Vertreter in der Runde sitzt, sind Störaktionen der linksautonomen Szene befürchtet worden, wie sie sich vor einigen Wochen im Swane Café ereignet hatten. Die Polizei ist vor Ort, die Proteste bleiben aber moderat. Da wird eine Rote Karte in die Höhe gestreckt, wenn Beucker spricht, zudem gibt es zum Ende der Veranstaltung einen kleinen verbalen Disput zwischen AfD-Gegnern, Veranstaltern und Besuchern.