Architektur Innen hui, außen pfui? Schilder an der neuen Einkaufsbrücke
Architekten kritisieren die großen Verkehrshinweise, die Politiker finden sie in Ordnung.
Wuppertal. In Düsseldorf käme niemand auf die Idee, Verkehrsschilder an die Fassade eines neuen, hochwertigen Gebäudes zu montieren. In Wuppertal ist das anders. Und das regt einige Architekten auf. Sie kritisieren, dass an der Fassade der neuen Geschäftsbrücke zwischen Döppesberg und Innenstadt große Schilder auf den Weg nach Mettmann und zur A 46 hinweisen.
Tatsächlich sind die Schilder auf den Zeichnungen aus dem international renommierten Architektenbüro Chapman Taylor nicht zu übersehen. Dieses Büro zeichnet sowohl für den sogenannten Investorenkubus, in den Primark einziehen soll, verantwortlich als auch für die Brücke mit Einzelhandelsgeschäften. Der Entwurf entstammt keinem offenen, sondern einem Chapman-Taylor-internen Architektenwettbewerb. Das Büro ist unter anderem in London, Manchester, Madrid und Düsseldorf vertreten. Düsseldorf soll im geschlossenen Wettbewerb das Rennen gemacht haben.
Wenn die Zeichnungen die Realität vorweg nehmen, dann werden die Fassaden der Brücke sehr aufwendig gestaltet. Sie sind in einer Bronzeoptik gehalten, die von Lichtschlitzen unterbrochen wird. Dieser Entwurf kommt bei Fachleuten überwiegend gut an. Umso irritierender sind die gelben Hinweisschilder.
Das ist auch an Udo Lauersdorf nicht vorübergegangen. Er leitet im Auftrag der Stadt das Mammut-Projekt Umbau Döppersberg. Außerdem ist er Ingenieur und bewertet solche Dinge nach eigenem Bekunden pragmatisch. „Die Alternative wäre eine Schilderbrücke gewesen“, sagt Lauersdorf.
Demnach schreiben Richtlinien in Deutschland vor, in welchem Abstand Hinweisschilder zu Kreuzungen und Ampeln zu stehen haben. Im Falle der Geschäftsbrücke hab es kaum Spielraum gegeben, sagt Lauersdorf.
Der Umbau des Döppersberges wird von einer eigens eingerichteten Planungs- und Baubegleit—Kommission (PBK) beobachtet. Sie besteht aus Vertretern von Rat und Verwaltung sowie von Industrie- und Handelskammer und des Einzelhandelsverbandes. Dort ist die Variante mit den Schildern an der Fassade durchgewinkt worden.
Prof. Johannes Busmann ist von der Stadt mit der Kommunikation für das Projekt Döppersberg beauftragt worden. Er ist Mediendesigner, Experte für Stadtentwicklung und gilt als Schöngeist, auch was Architektur angeht. Die Schilder auf der von ihm ausdrücklich gelobten Fassade machen ihn kurz nachdenklich. „Das ist keine gute Lösung, aber es ist eine“, sagt er schließlich. Und sie sei einer Schilderbrücke vorzuziehen.
Abgesehen davon, dass ihm die Lösung nicht zusagt, sieht der Vorsitzende der Kreisgruppe Wuppertal im Bund Deutscher Architekten (BDA), Markus Rathke, ein grundsätzliches Problem. Er beklagt Wettbewerbsmangel. Sowohl für den Investorenkubus als auch für die Geschäftsbrücke habe es keinen gegeben. „Und das soll auch beim neuen Info-Pavillon am Döppersberg für die Stadt der Fall sein“, sagt Rathke. „Da wird eine Chance nach der anderen vertan.“ Wettbewerbe kosteten zwar ein paar Tausend Euro, aber das sei im Hinblick auf das Gesamtbild einer Stadt gut investiertes Geld.