Integrations-Debatte in Barmen: Ein Basar der offenen Fragen

Eine Podiumsdiskussion der SPD war zu einseitig, lautete die Meinung einiger Teilnehmer, die sich mehr erhofft hatten.

Barmen. Zu einer Diskussion zum Thema Integration hatte die Wuppertaler SPD am Dienstagabend in die Gesamtschule in Barmen geladen. Damit sprang sie einen Tag vor dem Integrationsgipfel der Bundesregierung in Berlin auf den Zug der seit Wochen schwelenden Debatte auf. Allerdings: Die Veranstaltung überzeugte viele der 120 anwesenden Besucher nicht.

Die qualitative Integrationsdebatte mit Beiträgen verschiedener Positionen, die der SPD-Landtagsabgeordnete Dietmar Bell sich zu Beginn der Veranstaltung gewünscht hatte, wurde es nicht, was daran lag, dass die Podiumsteilnehmer überwiegend einer Meinung waren: Mohammed Abodahab vom Verein des Islams und des Friedens, Erol Celik vom Verein Anadolu Wuppertal, dazu Jugenddezernent Stefan Kühn (SPD), Manfred Rekowski, Superintendent der evangelischen Kirche in Wuppertal und schließlich der SPD-Bundestagsabgeordnete Manfred Zöllmer.

Die neuen NRW-Staatssekretärin für Integration, Zülfiye Kaykin, gab mit dem Einleitungs-Vortrag die Richtung vor: Seit 1992 habe sich die Zuwanderung halbiert, 2008 und 2009 habe es sogar mehr Aus- als Einwanderer gegeben, referierte sie.

Dazu kram ihre Kritik an der Pauschalisierung aller Ausländer.: "Menschen mit Migrationshintergrund stehen pauschal in der Kritik und werden auf ihren Hintegrund reduziert." Dabei zeige gerade NRW im Allgemeinen und ihre eigene Biographie im Besonderen, dass Integration funktionieren könne - womit sie gewisse Missstände wie etwa Bildungs-Defizite vieler Migranten nicht beschönigen wolle.

Josef Neumann, SPD-Landtagsabgeordneter mit eigener Zuwanderungsgeschichte, leitete die folgende Diskussion - die im Grunde gar nicht aufkam. Routiniert spielten sich die Anwesenden in ihren Rede-Beiträgen die Bälle zu. Das Publikum konnte sich nur wenig einbringen. Neumanns Fragen luden die Anwesenden nicht zu einer Debatte ein, sondern wirkten wie ein Frage-und-Antwort-Spiel. Hinderlich war wohl, dass die Teilnehmer der Diskussion sich ein Mikrofon teilen mussten.

Einige kurze Beiträge aus dem Publikum brachten etwas Spannung in die Diskussion. Cem Noyan, junger Wuppertaler mit türkischen Wurzeln, wollte etwa von den anwesenden Politikern wissen, was Integration denn für sie bedeute: "Ich weiß einfach nicht, was das Ziel der Integration sein soll", sagte Noyan. Obwohl Student mit persönlicher Erfolgsgeschichte, fühle er sich immer wieder auf seine Herkunft reduziert. Antwort Stefan Kühn: Integration sei eben ein wechselseitiger und konfliktreicher Prozess.

Ähnlich ratlos blieb eine weitere türkischstämmige Besucherin zurück, die berichtete, wie sie vergeblich versuche, ein Teil der Gesellschaft zu werden. Auf ihre Frage: "Was muss ich denn noch tun, damit ich endlich mal das Gefühl habe, einfach mal nur dazuzugehören?", blieb sie ohne Antwort vom Podium.

Entsprechend enttäuscht blieben nach der Veranstaltung auch die Besucher zurück. Einseitig sei die Debatte gewesen, auf das Publikum niemand eingegangen, lautete der Tenor. Dass es in einigen Stadtteilen noch Probleme gebe und dass Bildung ein Schwerpunkt der Integrationsarbeit sei, sei auch vor der Veranstaltung klar gewesen, meinte ein junges Paar. "Wir hätten uns einfach mal ein paar konkrete Beispiele gewünscht, wie man es besser machen könnte."