Handelsverband: Outlet-Center ist ein „Sargnagel“ für bergische Innenstädte
Die gleichgültige Haltung von Oberbürgermeister Peter Jung wird scharf kritisiert.
Wuppertal/Remscheid. An dem möglichen Designer-Outlet-Center auf dem Gewerbegebiet "Blume" in Remscheid scheiden sich die Geister. Während die meisten Politiker von einer Chance für Remscheid sprechen und auch Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) diesem Projekt wohlwollend gegenübersteht, schlagen die Vertreter des Einzelhandels Alarm.
Die Pläne des noch unbekannten Investors sehen vor, ein Outlet-Center mit 180.000 Quadratmeter Fläche zu errichten, in dem wie im niederländischen Roermond Markenware angeboten wird. Der Investor kündigte an, 700 neue Arbeitsplätze zu schaffern.
"Fassungslos" und "tief schockiert" zeigte sich gestern Georg-Eike Dalchow vom Bergischen Einzelhandelsverband in Wuppertal.
Mit ihrer Haltung zu den Outlet-Center-Plänen hätten Oberbürgermeisterin Beate Wilding (SPD) und ihr Wuppertaler Kollege Peter Jung "viel Porzellan zerschlagen". Dalchow: "Es ist ärgerlich, dass wir bei Frau Wilding so wenig Rückhalt haben." Diese Signale wiegen aus seiner Sicht fast noch schwerer, als die Gefahren für den Einzelhandel.
Aus Dalchows Sicht wäre ein Outlet-Center auf der grünen Wiese nicht nur eine Kampfansage, sondern vielmehr "ein weiterer Sargnagel" für die ohnehin schon darbenden Innenstädte des Bergischen Landes. Dies gelte nicht nur für Remscheid, sondern zum Beispiel auch für Wuppertal. Verstehen könne er nicht, dass man in Wuppertal "so unsinnig denken kann" und die eigenen Investitionen am Döppersberg untergrabe.
Noch nicht äußern wollte sich gestern Michael Wenge, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Remscheid-Solingen. Die Kammer werde erst reagieren, wenn sie offiziell angehört wird. Dass auf der Blume eigentlich ein Gewerbegebiet und kein Einzelhandel entstehen sollte, rief Peter Maar (Heimatbund Lüttringhausen) in Erinnerung.
Er warf die Frage auf, ob der frühere Hinweis bei Grundstücksverkäufen, es würden Flächen für Betriebe gebraucht, die sich erweitern wollen, gelogen war. Dem Vorhaben des Investors gibt Maar ohnehin keine Chancen. Nach seiner Kenntnis will eine Eigentümerin eines fünf Hektar großen zentralen Bereichs des Blume-Areals nach wie vor nicht verkaufen.
Ein Factory Outlet Center hat in Wuppertal ohnehin eine schwierige Vergangenheit. Erst wurden Pläne begraben, eines am Eskesberg zu errichten. Dann zerschlugen sich die Vorhaben, ein Designer-Outlet-Center im Wicküler Park zu installieren. Dieser Standort hätte schon wegen der innenstadtnahen Lage kaum eine Chance auf eine Realisierung gehabt. Mit genau dieser Begründung hatte Wuppertal vor einigen Jahren auch gegen Outlet-Pläne in Hagen Stellung bezogen.