Wuppertal Integrationsprojekt: Schüler werden zu „Heroes“ geschult

Integrationsprojekt soll jungen Männer helfen, überlieferte Werte zu hinterfragen.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Miteinander reden und das mit Respekt, Aufmerksamkeit und Disziplin — an diese Regel hielten sich die Schüler des Berufskollegs ganz vorbildlich. Und erlebten einen intensiven Austausch. Sie nahmen Montag an der Auftaktveranstaltung des Projekts „Heroes“ teil, das 25 Schüler des Berufskollegs Werther Brücke zu Multiplikatoren in Sachen Werte — zu „Heroes“ — ausbilden soll. Ziel ist ein besseres Miteinander auch bei unterschiedlicher Herkunft.

Das Projekt „Heroes“, gegründet in Berlin, richtet sich an deutsche junge Männer mit vorwiegend muslimischem Hintergrund, will sie unterstützen, ihren Weg zwischen Traditionen ihrer Familien und den Werten der deutschen Gesellschaft zu finden — durch eine intensive Auseinandersetzung mit Wertvorstellungen, und Themen wie Ehre, Menschenrechte und Geschlechterrollen.

Das begann Montag für die Jugendlichen mit einer großen Diskussionsrunde in der JVA Ronsdorf. Weil das Berufskolleg dort Häftlinge unterrichtet, sind auch Schüler von dort beteiligt. Daher besuchten Montag 15 Schüler des Berufskollegs elf Mitschüler hinter Gittern. Und diskutierten mit ihnen mehrere Stunden, unter anderem über Ehre, Respekt und Sex vor der Ehe.

Beim Begriff „Respekt“ ist ihnen aufgegangen, dass sie nicht alle das gleiche meinen. „Ich verstehe unter Respekt, dass meine Meinung akzeptiert wird“, erklärt Fabrice Voigt (20). „Für andere bedeutet es, dass man nicht frech wird.“ Burhan Sahin (20) berichtet: „Es ging auch viel um Religion“. Und sagt stolz: „Jeder war respektvoll.“

Das „Reden auf Augenhöhe“ und das Vertrauen zueinander ist ein wichtiger Bestandteil des Projekts. Und gegenseitiges Verständnis: „Wenn man weiß, wie die anderen ticken, hilft das dem Miteinander“, erklärt Petra Wassill, Schulpfarrerin und Initiatorin des Projekts, das vom evangelischen Kirchenkreis finanziert wird.

Von den 2400 Schülern des Kollegs haben geschätzt 35 bis 40 Prozent einen Migrationshintergrund. Um sie zu verstehen, erhalten Lehrer Fortbildungen.

Die jungen Teilnehmer des Projekts sollen nach weiteren Workshops in einem Jahr als „Heroes“ zertifiziert werden. Und dann andere Jugendliche dabei unterstützen, Wertvorstellungen zu hinterfragen.