Invasion der Taschendiebe: Wuppertals Fallzahlen explodieren
Im ersten Quartal dieses Jahres stehen die Fallzahlen auf Rekordniveau.
Wuppertal. Eine Metzgerei in Elberfeld: Das Ladenlokal ist rappelvoll. Ideale Bedingungen für Taschendiebe. Einer kommt von links, der andere von rechts. Perfektes Ablenkungsmanöver. Der Dieb geht das Opfer in der Mitte an. Am Ende sind 500 Euro futsch. Dieser Fall ist symptomatisch für die aktuelle Entwicklung. Die Fallzahlen von Taschendiebstählen stehen auf einem traurigen Rekordniveau.
Am Donnerstag ab 13 Uhr will die Polizei mit einer großen Infoaktion vor den City-Arkaden in Elberfeld gegensteuern und „wachrütteln“, wie es Ralf Bäcker von der Pressestelle formuliert. Kein Wunder: Die schlechte Quote verhagelt schon jetzt die Statistik der Fahnder.
Traditionell haben Taschendiebe eigentlich im Weihnachtsquartal Hochkonjunktur. 573 Fälle zählte die Kripo in der Adventszeit 2010 in den Innenstädten von Barmen und Elberfeld. Doch im ersten Quartal dieses Jahres sind bereits 535 Diebstähle angezeigt worden (siehe Grafik rechts) — auch ohne potenzielle Tatorte wie die viel besuchten Weihnachtsmärkte in den Citylagen.
Die Ursachen sind kaum erklärbar. Vor zwei Jahren beispielsweise sorgte der Besucheransturm auf die Monet-Ausstellung im Von der Heydt-Museum für einen Anstieg der Fälle. Vergleichbares gab es in diesem Jahr nicht. So verweist die Kripo auf reisende Täter aus Osteuropa samt Klaukids und einheimische Gelegenheitsdiebe, die ihre Drogensucht finanzieren. Insbesondere die mobilen stehlen nach einem erkennbaren Schema — „arbeitsteilige Realisierung“ nennen das die Fahnder.
Potenzielle Opfer — laut Polizei vor allem Senioren und gestresste Mütter mit Kinderwagen — werden schon am Geldautomaten beobachtet, verfolgt und dann im Gedränge bestohlen. Und noch immer sind viele Passanten offenbar zu leichtsinnig. Unverschlossene Taschen, die unbeobachtet im Einkaufswagen liegen, und den Blick auf die Geldbörse freigeben, laden die Täter ein. Bäcker zur WZ: „Gelegenheit macht Diebe.“ Die Aufklärungsquote ist entsprechend schlecht. Oft können sich die Opfer nur daran erinnern, wann sie ihre Börse das letzte Mal in der Hand hatten. Vom Diebstahl bekommen sie gar nichts mit.
Der Fall in der Elberfelder Metzgerei ging übrigens ausnahmsweise gut aus. Die drei Männer dort gingen zwar nach allen Regeln der Klaukunst vor. Was sie nicht ahnten: Eine Überwachungskamera filmte sie beim Stehlen. Kurz darauf griff die Polizei zu.