Analyse Jahr der Extreme beim Wupperverband

Wuppertal · Analyse Die außerordentlichen Wetterereignisse des Jahres 2018 waren eine Bewährungsprobe für die Wasserwirtschaft.

 Die Wupperrenaturierung im Bereich Laaken wurde in diesem Jahr abgeschlossen.

Die Wupperrenaturierung im Bereich Laaken wurde in diesem Jahr abgeschlossen.

Foto: Fries, Stefan (fri)/Fries, Stefan (fr)

„2018 war ein besonderes Jahr“, stellen Claudia Fischer, Vorsitzende des Verbandsrats, und Georg Wulf, Vorstand des Wupperverbands fest. Denn dieser war in besonderem Maße von den außergewöhnlichen Wetterereignissen betroffen, die Wuppertal und das Gebiet der Wupper 2018 erlebten. In seinem Jahresbericht verweist der Verband außerdem unter anderem auf den erfolgreichen Abschluss der Wupperrenaturierung auf dem Gelände der Vorwerk Elektrowerke.

Der Starkregen am 29. Mai in Wuppertal brach nach Angaben des Wupperverbands so manche Rekorde. Ursache war die Vereinigung von zwei Gewitterzellen über der Stadt, die dann die außergewöhnlichen Regenmassen niedergehen ließen. Im Bereich Mirker Bach oder auch an der Eschenbeek sei zum Beispiel in einer Stunde etwa die doppelte Niederschlagsmenge aufgetreten, wie sie für ein so genanntes „seltenes Ereignis“, nämlich statistisch einmal in 100 Jahren, üblich sei.

Das Wupperbett war in kürzester Zeit zu klein für den sonst harmlosen Fluss: Der Wupperpegel stieg auf 193 Kubikmeter pro Sekunde – den höchsten in der Beobachtungsreihe seit den Nachkriegsjahren.

Der Wupperverband hatte im Nachgang damit zu tun, die Folgen zu beseitigen: Überfüllte Bäche hatten Schotter und Äste über die Ufer getragen, Rohre waren verstopft, Treibgut setzte sich an Brücken und Einläufen fest, Ufer und sogar Bachbetten waren zerstört. Unter anderem der Auerbach, der Mirker Bach und der Leimbach waren betroffen. Der Wupperverband geht davon aus, dass die Schäden auch bis in den Winter hinein Probleme machen.

Abgesehen von den heftigen Regenfällen am 29. Mai und Anfang Juni prägte vor allem eine lang anhaltende Trockenheit das Jahr. „Nur der Juli 1956 war noch trockener als der Juli 2018“, heißt es in dem Bericht. Zum Glück hatten die nassen Wintermonate die Wupper-Talsperren gut gefüllt, die Große Dhünn-Talsperre hatte erstmals seit 2009 wieder den Vollstau erreicht. Daher waren Trink- und Brauchwasservorräte durch die Trockenheit nicht gefährdet und auch die Wupper hatte stets genug Nachschub: Sie floss kontinuierlich mit mindestens 3,5 Meter pro Sekunde durch ihr Flussbett.

Borkenkäfer setzt
den Fichten zu

Gelitten haben wegen der Trockenheit die Wälder. Der Forstbetrieb des Wupperverbands ist für 1800 Hektar Waldflächen zuständig, der größte Teil davon ist Wasserschutzwald an den drei Trinkwassertalsperren. Durch die Hitze und Trockenheit konnte sich der Borkenkäfer extrem vermehren. Er setzte vor allem den Fichten zu, die schon Anfang des Jahres durch die Stürme Friederike und Burglind gelitten hatten. Der Befall wird die Forstleute voraussichtlich noch einige Jahre beschäftigen. Derzeit schätzt man die Schäden auf 3000 bis 4000 Festmeter Holz – eine Größenordnung, die es seit dem Sturm Kyrill 2007 nicht mehr gegeben habe.

Stolz ist man beim Wupperverband unter anderem auf die Renaturierung auf dem Vorwerk-Gelände in Laaken. Dort kann sich die Wupper auf 1,1 Kilometern wieder freier bewegen: Ein Wehr wurde abgebaut, der Fluss darf zum Teil mehr als doppelt so breit wie bisher dahinfließen. Unter anderem der Eisvogel hat sich bereits am Ufer angesiedelt.

Damit sind jetzt über zehn Kilometer Wupper auf Stadtgebiet wieder naturnah entwickelt worden. Bis 2025 sollen insgesamt 15 Kilometer Stadtfluss naturnah sein. Für 2019 sind die Abschnitte Döppersberg und Bayerwerk Elberfeld vorgesehen.

Neue tierische Bewohner wurden auch am Fischaufstieg Buchenhofen gefunden: der Fisch Schneider, der noch 1995 als vom Aussterben bedroht galt, zeigt die inzwischen hohe Wasserqualität an.

Neue Gefahren für die Gewässer sind Mikroplastik-Partikel, die auch in der Wupper gefunden wurden. Der Wupperverband hat sich an einer Studie dazu beteiligt, die zeigt, dass Kläranlagen zwar einen Großteil herausfiltern, das Problem damit aber nicht gelöst ist.