Pläne in Wuppertal „Die Seilbahn ist entscheidungsreif“

Wie steht es um den Bau der Seilbahn in Wuppertal? Die Wirtschaftlichkeit ist durch den Bau der Talstation nicht gefährdet. Jetzt ist der Rat am Zug. Im Februar könnte der Durchführungsbeschluss zur Abstimmung stehen.

Der Ankauf der Immobilie (vorne, rechts) am Hauptbahnhof ist finanzierbar, ohne dass der Finanzrahmen gesprengt würde.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Am 10. Juli 2017 fasste der Rat der Stadt den Grundsatzbeschluss zum Bau einer Seilbahn unter dem Vorbehalt, dass ein Grundstück für den Bau der Talstation verfügbar sei und das Projekt im Kostenrahmen bleibe. Nach Informationen der WZ werden diese Voraussetzungen für den Bau der Seilbahn erfüllt. Die Stadtwerke haben der Stadt entsprechende Gutachten über die Investitions- und Folgekosten beim Bau einer Talstation am Hauptbahnhof vorgelegt.

Damit sind alle Voraussetzungen erfüllt, um in ein Planfeststellungsverfahren einzusteigen. Die politische Entscheidung fällt in Form eines Durchführungsbeschlusses. Die Abstimmung darüber könnte in der Februarsitzung des Stadtrates auf der Tagesordnung stehen. Neben dem Ratsentscheid besteht grundsätzlich auch die Möglichkeit, die Bürger in Form eines Ratsbürgerentscheids direkt an der Abstimmung über die Seilbahn teilnehmen zu lassen. Dem Ratsbürgerentscheid müssten allerdings zwei Drittel der Mitglieder des Stadtrats zustimmen.

Bereits am 7. Dezember hatte der Aufsichtsrat der Wuppertaler Stadtwerke über ein Gutachten zur Talstation beraten und intern grünes Licht für die weitere Arbeit am Seilbahn-Projekt gegeben. Neben dem bereits für die Planung beauftragten Ingenieurbüro und den Untersuchungen der WSW hatte in den vergangenen Monaten ein unabhängiger dritter Gutachter geprüft, ob der Bau der Talstation im Kostenrahmen bleiben würde. Die Stadtwerke gehen von einer Investition von 82,7 Millionen Euro für die Seilbahn inklusive der drei geplanten Stationen aus.

„Die Wirtschaftlichkeit des Seilbahn-Projektes ist durch den Erwerb des Grundstücks am Döppersberg und den Bau der Talstation überhaupt nicht gefährdet. Im Gegenteil, das Ergebnis des Gutachtens ist für uns äußerst günstig ausgefallen. Wir sind soweit. Die Seilbahn ist entwicklungsreif“, sagt Dietmar Bell, Aufsichtsratsvorsitzender der Wuppertaler Stadtwerke. Jetzt sei der Rat der Stadt Wuppertal gefragt, die nächsten Schritte einzuleiten. Die WSW hätten ihre Hausaufgaben gemacht, so Bell auf Anfrage der WZ.

Stadt und Stadtwerke halten
sich mit Informationen zurück

Von den Stadtwerken war am Freitag darüber hinaus lediglich zu erfahren, dass die Ergebnisse des Gutachtens, inklusive aller Unterlagen seit Wochen bei der Stadtverwaltung vorliegen. „Bei der Bekanntgabe der Details des Gutachtens wollen die Stadtwerke der Stadt nicht vorgreifen, erklärte ein Sprecher der WSW. Die Stadtverwaltung wollte sich ebenfalls nicht zum Stand des Verfahrens äußern. Hier verwies eine Stadtsprecherin darauf, dass die Seilbahn ein Projekt der Stadtwerke sei. Daher werde die Stadt nicht vor den WSW über Inhalte des Gutachtens informieren, so eine Stadtsprecherin.

Dass sich Stadt und städtische Tochter in Sachen Seilbahn seit Wochen in Schweigen hüllen, obwohl eine wesentliche Hürde auf dem Weg zur Umsetzung der Pläne genommen ist, lässt Raum für Spekulationen. Der monatelange Ausfall der Schwebebahn, der sich im Dezember immer deutlicher abzeichnete, könnte einer der Gründe sein, warum sich die WSW mit Informationen über die Seilbahn bedeckt gehalten haben. Wuppertal war auf das Thema Schwebebahn fixiert, Informationen über die Seilbahn hätten als Ablenkungsmanöver interpretiert werden können. Unvergessen ist aber auch, dass Oberbürgermeister Andreas Mucke die WSW mobil GmbH in seiner Eröffnungsrede auf dem neuen Busbahnhof für die Ausdünnung von Buslinien öffentlich kritisierte. Da die Seilbahn als reguläres Verkehrsmittel in der Verbindung vom Hauptbahnhof über die Mittelstation an der Bergischen Universität zur Bergstation am Schulzentrum Süd einige Buslinien zwischen Tal und Südhöhen ersetzen soll, sind offensichtlich noch nicht alle Detailfragen zwischen der Stadtspitze und dem WSW-Vorstand geklärt.

Grundlage für den Erwerb des Grundstücks, auf dem noch das Fundbüro der Bahn steht und auf das die Talstation gebaut werden soll, ist eine Absichtserklärung (letter of intent), die Andreas Mucke und Bahnvorstand Ronald Pofalla im Sommer unterzeichnet haben. Nach Informationen der WZ erweist sich die Bahn beim Verkauf der Immobilie als großzügig und daher sollten nicht viel mehr als die Abrisskosten auf die WSW zukommen. Entscheidend für die WSW ist aber, dass sie nicht im Paket das historische Empfangsgebäude erwerben müssen, wie es zunächst von der Bahn angedacht war. Ronald Pofalla hat zugesagt, dass die Bahn bis zum Frühjahr einen Investor für das Gebäude finden will, oder falls dies nicht gelingt, die Immobilie selbst vermarktet. » S. 16/23