„Jemand, der so etwas tut, ist in meinen Augen kein Mensch“
Türken in Wuppertal haben kein Verständnis für die Radikalisierung von Muslimen.
Elberfeld. Es sind zwei Dinge, die Ceydet Demirci schätzt. Einen festen Job zu haben und Menschlichkeit. Er arbeitet im "Café International" an der Gathe. Demirci sitzt am Tisch. Vor ihm und hinter ihm flimmern türkische Nachrichten über zwei Flachbildschirme, Spielautomaten surren, der Getränkekühlschrank brummt dazu. "Nein, das geht nicht. Jemand, der so etwas tut, ist in meinen Augen kein Mensch", sagt Demirci, schüttelt stumm mit dem Kopf und zieht an seiner Zigarette. Er meint die aktuelle Diskussion um Bünyamin E. aus Wuppertal
"Ich fühle mich wie ein Deutscher."
Soner Akachy, Wuppertal
Der 20-Jährige soll bei einem Anti-Terror-Einsatz der US-Armee in Pakistan ums Leben gekommen sein. Die Generalbundesanwaltschaft versucht seit gestern zu klären, ob und warum der 20 Jahre alte Deutschtürke in Pakistan für eine Terror-Mission vorbereitet worden ist.
Seit 30 Jahren lebt Ceydet Demirci in Deutschland. Seine Heimat ist noch immer die Türkei. Trotzdem: Am Anfang lief in Wuppertal alles gut für ihn. Gute Arbeit, gutes Leben. "Das ist schon lange vorbei." Aber, dass es Probleme gibt, die einen Menschen so radikal werden lassen können - für ihn unvorstellbar
Ein paar Häuser weiter, im "Café Istanbul", sitzt Soner Akachy: "Da gab es bestimmt Druck", vermutet er mit Blick auf den Fall Bünyamin E. Mit Daumen und Mittelfinger umfasst er den Rand seines Teeglases. Mit der anderen Hand zeigt er in die Luft. "Da würde doch nicht einer alleine auf die Idee kommen", sagt er
Von radikalen Koranschulen oder Moschee-Vereinen in Wuppertal wisse er jedoch nichts. Kaum einer der Männer mag darüber reden, ob und wie gläubig einer von ihnen ist oder wie regelmäßig er in die Moschee geht. Sie wollen sich klar von den Extremisten abgrenzen und nicht Gefahr laufen, als Moslem unter Generalverdacht gestellt zu werden."Ich fühle mich wie ein Deutscher", sagt Soner Akachy. Der kräftig wirkende Mann in Kapuzenpulli und Lederjacke lebt gerne in Wuppertal. Stolz erzählt er von seinen zwei kleinen Söhnen, die im Verein Fußballspielen und Karate lernen.
Viele jugendliche Migranten leiden unter mangelnden Arbeitsplätzen
Man müsse sich an die Kultur anpassen, wenn man hier lebe. Klar. "Also nicht vollkommen", relativiert er, nimmt noch einen Schluck von seinem Tee und sagt: "Die Arbeit." Er weiß von den Problemen, die viele Jugendliche mit Migrationshintergrund in Deutschland haben: "Viele haben keinen Job. Andere haben gar keinen Bezug mehr zu ihrer Familie." Die finanziellen Probleme seien die schwerwiegendsten. Der Eintritt in ein Terror-Camp jedoch sei keine Lösung.